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die Einzelwissenschaften in zwei entsprechende Klassen auseinander-

treten

1

. Zunächst:

2. Wissenschaften von den Systemen der Kultur. Die Kultur-

systeme sind gesellschaftliche Gebilde, welche auf einem (als Bestand-

teil der Menschennatur) andauernden Z w e c k gegründet sind.

Dieser Zweck setzt psychische Akte in den Individuen in Beziehung

zueinander und verknüpft sie zu einem über das einzelne Indivi-

duum hinausgehenden Z w e c k z u s a m m e n h a n g . Die Sy-

steme der Kultur sind sonach als Zweckzusammenhänge zu charak-

terisieren. (So ist die Wirtschaft Zweckzusammenhang der Befriedi-

gung materieller Bedürfnisse.) Die als Teilinhalte der Wirklichkeit

aus relativ selbständigen, sowohl untereinander wie mit der äußeren

Organisation, in mannigfacher Beziehung befindlichen Systeme der

Kultur sind: Wirtschaft, Sittlichkeit, Sprache, Religion, Kunst und

Wissenschaft. (Das Recht nimmt eine Zwischenstellung ein.)

3. Wissenschaften von der äußeren Organisation der Gesellschaft.

Die äußere Organisation der Gesellschaft entsteht, „wenn dauernde

Ursachen Willen zu einer Verbindung im Ganzen vereinen“

2

; ihre

Formen sind: Staat, Kirche, Familie und Verbände überhaupt. Die

Wissenschaften der äußeren Organisation der Gesellschaft sind die

Staatswissenschaften, welchen die Rechtswissenschaften (in eigen-

tümlicher Zwitterstellung) sowie die allerdings recht problematische

Stein-Mohlsche Gesellschaftswissenschaft zur Seite steht.

Auf Grund dieser Unterscheidung entwickelt Dilthey das Problem

des prinzipiellen Verhältnisses der einzelnen gesellschaftlichen Teil-

inhalte in folgender Weise: „Die Wissenschaft einer jeden dieser bei-

den Klassen (2 und 3) können ... nur in der beständigen Relation

ihrer Wahrheiten auf die in der anderen gefundenen entwickelt wer-

den. Und innerhalb einer jeden dieser Klassen besteht dasselbe Ver-

hältnis, oder wie könnten die Wahrheiten der Wissenschaft der

Ästhetik ohne die Beziehung zu denen der Moral, wie zu denen der

Religion, entwickelt werden, da doch der Ursprung der Kunst, die

1

Die trefflichen Analysen, worauf die nachfolgend mitgeteilten Ergebnisse

fußen, können in dem engen Rahmen dieser Arbeit nur ganz andeutungsweise

wiedergegeben werden.

2

Wilhelm Dilthey: Einführung in die Geisteswissenschaft, Bd 1, Leipzig 1883,

S. 54.