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4.

die Dinge und ebenso die einzelnen Ideen selbst können — so

wollen wir es ausdrücken — keine Versammlungsorte von Ideen

sein. Da von einem Gegenstande nicht bloß eine Idee, sondern meh-

rere ausgesagt werden müssen (zum Beispiel vom Menschen nicht

nur die Teilnahme an der Idee der Menschheit, sondern auch an der

Idee des Lebendigen, Zweifüßigen usw.), so müßten die Dinge an

mehreren Ideen teilnehmen; aber dasselbe müßte auch von den

transzendenten Ideen selbst gelten, / die auch mehrere Merkmale

haben, und daher wieder an mehreren Ideen (1.) teilnehmen müß-

ten. Ebenso wie man sagen müßte, daß die Dinge an mehreren Ideen

teilnehmen, müßte man umgekehrt sagen, daß es von einem Dinge

mehrere Ideen gebe. — Wir fassen diese Einwände des Aristoteles

dahin zusammen, daß wir sagen: Das Ding kann kein Versamm-

lungsort von Ideen sein;

5.

wenn die Idee Substanz sein soll (das heißt Träger und Grund-

lage des Einzelwesens), so kann sie unmöglich zugleich Begriff sein,

das heißt Allgemeinbegriff sein, das Allgemeine des Dinges begrün-

den und erkennen lassen;

6.

der Einwand des „dritten“ Menschen, auf den wir aber erst

später zurückkommen wollen

1

.

Man wird nicht umhin können, einzugestehen, daß die meisten

dieser Einwände des Aristoteles sehr eindrucksvoll sind. Darum hat

sein harter Strauß gegen die Platonische Ideenlehre geschichtlich

aufs nachhaltigste gewirkt. Ja man muß leider sagen, daß er zuletzt

eine unglückliche Wirkung ausübte und namentlich in späteren Zei-

ten das Vertrauen in die Möglichkeit einer Ideenlehre erschüttern

half. Man bedachte dabei nicht, daß Aristoteles selbst Anhänger der

Ideenlehre war, daß er selbst eine Ideenlehre aufstellte, und daß sich

fast alle seine Einwände nur gegen die Getrenntheit der Ideen von

den Dingen, gegen ihre Jenseitigkeit richteten! Denn mit der einzi-

gen Ausnahme der Verdoppelung der Welt durch die Annahme von

Ideen drehen sich seine Einwände samt und sonders um die Jen-

seitigkeit der Idee. Erst von ihr aus ergibt sich die Schwierigkeit der

„Teilnahme“ der Dinge an ihnen, erst von ihr aus ergibt sich jene

Schwierigkeit, die darin besteht, daß die Dinge nicht „Versamm-

lungsort“, wie wir es ausdrückten, vieler Ideen sein können; erst

1

Siehe unten S. 415 f.