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seinen einzelnen Eigenschaften nachgeht“
1
, worauf schon Leibniz
hingewiesen hat. Aber es ist nicht der Geist, der sich verräum-
licht, denn er kann wieder nur Geistiges ausgliedern, sondern ein
anderes Vorräumliches, Vorsinnliches, das im Stofflichen in Erschei-
nung tritt, sich verräumlicht.
Ein klassisches Beispiel dieses Vorräumlichen sieht Spann im
p h y s i k a l i s c h e n F e l d . Er sagt von ihm: „Elektromagne-
tische Qualitäten, die Schwere, die Temperatur, alle Zustandsgrößen
bilden ,Felder“. ,Feld' ist eine Äußerung jenes Vorsinnlichen und
Vorräumlichen, das sich in dieser bestimmten Art, die wir je-
weils im ,Felde' vor uns sehen, verräumlicht. Es bildet Raum, er-
regt Raum, und zwar durchdringlichen, durch den andere Felder
hindurchgehen können.“
2
Auch eine Reihe anderer Stofflehren haben das Stoffliche aus
einem Nichtmaterielien oder einem Vorstofflichen abzuleiten ver-
sucht. So Kant in seiner dynamischen Mechanik, Lohr und Jau-
mann in ihrer Kontinuitätstheorie und Günther Jacoby aus der
Raum-Zeit-Union.
Die Eigenart der sich verräumlichenden vorstofflichen Naturwe-
senheiten enthüllt sich in grundlegenden Naturerscheinungen, wie
Wärme, Elektrizität, Schwere, Magnetismus, chemische Bindung.
Diese Naturwesenheiten sind die letzten geschaffenen Grundlagen
der Natur, sie bilden das, was man auch als Innerlichkeit der Natur
bezeichnet hat. In ihrer Einheit nannte sie die uralte Weisheit
Weltseele oder Weltgeist.“
3
Er glaubte die umfassende Ganzheit dieser Mächte in deutender
Analogie als Sinnenwesen fassen zu können. Ihre und der einzelnen
vorstofflichen Mächte Wesensart ist uns nach seinem Vermuten
nicht völlig verschlossen. In unseren Sinneserlebnissen ist uns et-
was dieser Eigenart Analoges gegeben. „Unsere Sinnesempfindung
ist die Rückverbindung unseres Geistes mit der Innerlichkeit der
Natur, der Weltseele.“
4
Bewährt sich diese metaphysische Deutung
unserer Wahrnehmungen, so erschließt sie uns Tiefen der Natur-
betrachtung von nicht abzusehenden Konsequenzen. Möge dieses
1
Siehe oben S. 322.
2
Siehe oben S. 326.
3
Naturphilosophie, 2. Aufl., Graz 1963, S. 231.
4
Naturphilosophie, 2. Aufl., Graz 1963, S. 233.