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Spanns Naturphilosophie ruht auf der grundlegenden Erkenntnis,
daß Geist nur Geistiges, Stoff nur Stoffliches ausgliedern kann und
daß Geist und stoffliche Welt (Natur) nicht als genetische Stufen
angesehen werden dürfen, daß Geist nicht aus der stofflichen Welt
aufsteigen kann, sondern daß Geist und Natur als gleichursprüngli-
che Ordnungen, als die U r g e z w e i u n g von Gott geschaffen
und aufeinander zugeordnet sind.
Durch diese Zuordnung kann sich Geist in Natur ausdrücken,
kann Natur in räumlichen Gestalten geistige Gehalte und Sinn-
bezüge verkörpern und geht Natur im Reich des Lebendigen mit
dem Geist eine Verbindung, eine Gezweiung höherer Ordnung ein.
Diese Zuordnung von Geist und Natur formt und prägt die Welt
des Lebendigen, von den pflanzlichen und tierischen Kleinwesen
bis zum Menschen. Aber in dieser Zuordnung ist die Natur nie
bloßes Mittel, sondern immer mitgestaltender Faktor. Nichts in
der Wirklichkeit ist bloß Mitte, nichts ist bloß Umkreis. Die
Natur ist dort Mitte, wo sie dem Geist den Reichtum ihrer For-
men und Ordnungen erschließt, der Geist ist dort Mitte, wo er die
Welt des Stoffes seinen Sinnbezügen und Zielen entsprechend ge-
staltet.
Die grundlegenden Wesenszüge der Natur sind „ Z e i t l i c h -
k e i t , R ä u m l i c h k e i t u n d S t o f f l i c h k e i t , denn diese
sind allen Naturerscheinungen eigen.“
1
Ihren Ursprung hat die Natur nach Spann im Schaffen vorräum-
licher Wesenheiten. „Die stoffliche Welt entsteht dadurch, daß
sich vorstoffliche Wesenheiten oder Urqualitäten in ihrer eigenen
Tat verräumlichen.“
2
Eine nähere Erkenntnis, eine Vorstellung dieser vorräumlichen
und vorstofflichen Mächte ist uns versagt, denn sie selbst erschei-
nen nicht, sondern manifestieren sich nur in ihren Ausgliederungen
und können nur aus diesen erschlossen werden. Spann aber hält
ihre Annahme für notwendig, damit der Versuch einer metaphy-
sischen Deutung der Natur gewagt werden kann. Dieses Wagnis
aber wird gerechtfertigt durch die Tatsache, „daß sich das Stoff-
liche umso mehr in Unstoffliches auflöst, je genauer man allen
1
Naturphilosophie, 2. Aufl., Graz 1963, S. 34.
2
Siehe oben S. 324 f.