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ergreifen, um sich in ihnen auszuprägen.“
1
Das Stoffliche ist
aber trotz seiner Vollwirklichkeit dem Zugriff des Geistes offen.
Es kann ihm Mittel der Gestaltung, des Ausdrucks werden. Aber
es ist m e h r als bloßes Mittel, denn der Geist wächst an seiner
Erkenntnis des Stofflichen und wird in der Auseinandersetzung mit
ihm, im Ringen um seine Beherrschung reicher und schöpferischer.
„Freilich muß“, wie Spann sagt, „die tote, bloß mechanische Vor-
stellung des Stofflichen überwunden werden. Im stofflichen Bereich
sind überall überstoffliche, aber nicht geistige Gegebenheiten, die
räumlich-zuständlich auftreten, wie Schwere, Elektrizität, Licht,
Wärme, Kraft, Energie, chemische Bindungen am Werk, die die
stoffliche Welt zu einer vollen reichen Wirklichkeit machen.“
2
Dieser neue metaphysische Ansatz, der dem Eigensein der stoff-
lichen Natur voll gerecht wird, ist von kaum zu überbietender
Fruchtbarkeit. Auf ihm baut Spann den Abschnitt „Naturphiloso-
phie“ seiner Metaphysik auf, der später zur 1937 erschienenen
großen Naturphilosophie erweitert wurde.
Der mechanistisdh-atomistischen Betrachtungsweise der Natur,
die im 19. Jahrhundert vorherrschend war, stellt Spann seine
ganzheitliche Schau zur Seite. Die grundlegende Aufgabe der Natur-
philosophie sieht er im Erfassen des E i g e n s e i n s der Natur
und ihrer Ordnungen durch ein Kategoriensystem aus dem Geist
„eines echten Idealismus, der von Platon bis Schelling die Mensch-
heit auf eine höhere Stufe hob, aber heute nur wie eine Sage
klingt.“
3
Von der Naturphilosophie des deutschen Idealismus, auch von
der des großen Schelling, trennt ihn die Erkenntnis des E i g e n -
s e i n s der Natur, die Einsicht, daß Natur n i c h t Geist ist. Er
weiß um die strenge Grenze zwischen Natur und Geist und ist sich
bewußt, daß die Nichtbeachtung dieser Grenze nicht zur Vergei-
stigung der Natur, wohl aber „zur Naturalisierung des Geistes“
4
führt. Er lehnt daher die antike Emanations- und Vermittlungslehre
ebenso ab, wie die Lehre vom Aufstieg des Geistes in der Natur-
philosophie des deutschen Idealismus.
1
Hans Riehl: Urwissen, Graz 1948, S. 250.
2
Siehe oben S. 450.
3
Naturphilosophie, 2. Aufl., Graz 1963, S. 9.
4
Naturphilosophie, 2. Aufl., Graz 1963, S. 4.