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[145]

Staats-, Kirchen- und Wirtschaftsführer intuitiv immer bekannt

waren.

Einige wenige Beispiele mögen das veranschaulichen, die wir trotz

der notwendigen längeren Erläuterungen in möglichst übersicht-

licher Anordnung bringen. (Die Teilinhalte treten hier nur orga-

nisiert auf, z. B. die Glaubensgemeinschaft als Kirche, die Kunst-

gemeinschaft als Verein.)

Das G u t , mit welchem wir beginnen, sei der w a h r e

S t a a t . Die nach der reinen Ausgliederung ihm wesenhaft zu-

fallende A u f g a b e (Verrichtung) ist: (a) eine fruchtbare, Gei-

stiges hervorbringende O r g a n i s i e r u n g der außen- und in-

nenpolitischen Verhältnisse, (b) die E i n h e i t aller Anstalten

(Stände) herzustellen, (c) die versagenden Anstalten (Stände) zu

v e r t r e t e n . — Die vollkommene Erfüllung dieser Aufgabe

oder die T u g e n d des Staates besteht: (a) darin, K u l t u r -

s t a a t zu sein, welcher wieder darin besteht: die Vorränge des

Geistursprünglichen überall zur Geltung zu bringen (geistige

Fruchtbarkeit und Freiheit); (b)als f ü h r e n d e A n s t a l t über-

all die richtigen Ausgliederungs- und Machtverhältnisse herzustel-

len, demnach weder zu überwuchern (Tyrannis, Zentralisation)

noch zu verkümmern (Schwäche, fahrige Dezentralisation). — Bei

empirischer Unvollkommenheit jedes geschichtlichen Staates tritt als

H e i l s g u t stets eine N e u g e s t a l t u n g , Reformation her-

vor, ohne welche Z u s a m m e n b r u c h nach außen oder Re-

v o l u t i o n im Innern unvermeidlich sind.

Ähnliches gilt von dem G u t e , welches in der v o l l k o m -

m e n e n K i r c h e sich darstellt

1

. Ihre wesensgemäße A u f -

g a b e ist (a) die fruchtbare O r g a n i s i e r u n g der geistigen

Glaubensgemeinschaft; (b) das richtige V e r h ä l t n i s zu anderen

Anstalten (Wahrung des Vorranges der Religion

2

). Die vollkom-

mene Durchführung dieser Aufgaben bildet die T u g e n d der

Kirche: (a) Lebendigerhaltung der Religion durch N i c h t -

U b e r w u c h e r u n g anstaltlichen Zwanges und Vermeidung der

1

Die polytheistische Religion erlaubt keine alles umfassende kirchliche An-

stalt. Eine solche ist nur bei einer großen einheitlichen monotheistischen Glau-

bensgemeinschaft möglich.

2

Nach dem Vorrangsatze: Religion ist vor Staat, aber Staat ist vor Kirche.