Table of Contents Table of Contents
Previous Page  5125 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 5125 / 9133 Next Page
Page Background

[158]

249

notwendig ändert

1

. — Eine Besonderheit, die wir hier hervorheben,

ist: die Gliederung der Menschen in A l t e r u n d J u g e n d als

Ergebnis dieser Bevölkerungsbewegung (Nachkommenschaften oder

Generationen). A u t o r i t ä t d e s A l t e r s u n d E h r f u r c h t

d e r J u g e n d sind dabei zwei grundlegende Sacherfordernisse,

welche für die Sittenlehre wichtig sind. Sie werden von der chinesi-

schen Sittenlehre des K o n f u z i u s geradezu in den Mittelpunkt

gerückt.

Dem Vorrange der Sittenlehre in der Gesellschaftsphilosophie

entspricht die sittliche Bestimmtheit und vor allem die E i n h e i t

a l l e r T e i l i n h a l t e u n d S t u f e n d e r G e s e l l s c h a f t .

Er spiegelt sich wider im Vorrang des G e r e c h t i g k e i t s -

b e g r i f f e s in der Rechtsphilosophie und Staatslehre sowie in der

beherrschenden Stellung des Begriffes der r i c h t i g e n W i r t -

s c h a f t u n d d e s g e r e c h t e n P r e i s e s in der Wirtschafts-

lehre

2

. Auf allen Gebieten der Gesellschaft und Geschichte gibt es

Reinausgliederung und Fehlausgliederung, überall daher die Voll-

kommenheitsbegriffe. Und alles gesunde Leben der Gesellschaft

nimmt seinem Wesen nach die Richtung auf das Vollkommene.

Jeder R e c h t s p h i l o s o p h i e , die in bloßem Formalismus

stecken bleibt, haftet noch die Zwitterhaftigkeit zwischen dem

Empirismus und dem Idealismus an. Der Empirismus bedeutet in

der Rechtsphilosophie:

gesellschaftlichen Individualismus;

Utilitätslehre;

individualistisches Naturrecht (in welcher Form immer);

„Heteronomie“ des Rechtes (gegenüber der von Kant so genann-

ten „Autonomie“ der Moral), das heißt nicht Einheit, sondern

schroffe Trennung von Sittlichkeit und Recht; endlich

Vorrang des individuellen Freiheits- und Vertragsgrundsatzes. —

Der Idealismus bedeutet dagegen: gesellschaftlichen Universalismus

(Ganzheitslehre);

Göttliches Naturrecht, was nichts anderes heißt als metaphysi-

sche Bestimmtheit der reinen Vollkommenheitsordnung des Gei-

1

Vgl. dazu meinen Aufsatz: Ausblicke auf eine ganzheitliche Erziehungslehre,

in: Kämpfende Wissenschaft, Gesammelte Abhandlungen zur Volkswirtschafts-

lehre, Gesellschaftslehre und Philosophie, Jena 1934, S. 106 ff.

2

Siehe oben S. 13.