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[182]

283

membration des Staates“ und der Volkswirtschaft

1

. Er stellt ihr den Zusammen-

hang und die Einheit aller sozialen Elemente entgegen und spricht von dem

„Geheimnis der Gegenseitigkeit aller Verhältnisse des Lebens“. Damit ist auch

gegeben, daß Adam Müller die abstrakt-isolierende Auffassung der Wirtschaft,

wie sie von Smith-Ricardo bis Carl Menger und seinen Nachfolgern herrscht,

ablehnt und ihr eine solche Auffassung entgegenstellt, die erstens: auf das Ganze

der Gesellschaft geht und insofern, um mit einem neueren Ausdruck zu reden,

s o z i o l o g i s c h heißen darf, und die zweitens auf die g e s c h i c h t l i c h e

Bestimmtheit der Wirtschaft in den verschiedenen Zeiten und Kulturen Rück-

sicht nimmt. Die r o m a n t i s c h e V o l k s w i r t s c h a f t s l e h r e h a t

d a r u m v o n A n b e g i n n e i n e n s o z i o l o g i s c h e n u n d g e -

s c h i c h t l i c h e n G r u n d z u g

2

.

Als bedeutender romantischer Volkswirtschaftslehrer hat neben

Adam Müller F r a n z v o n B a a d e r zu gelten (1765—1841)

3

.

Baader ist jedoch nicht von Fichte und Schelling ausgegangen wie

Adam Müller und die andern Romantiker, sondern von seiner eige-

nen, bis heute leider noch vergessenen Lehre

4

. Zum Teil noch ent-

schiedener als Adam Müller geht Franz Baader von einem Über-

individuellen aus und tritt dem atomistischen Naturrechte ebenso

entschieden entgegen wie dem wirtschaftlichen Liberalismus und

Kapitalismus, dessen erste Kritik — welche jene Marxens an Tiefe

weit übertrifft — er lieferte. Ein System stellte Baader nicht auf,

doch stellte Sauter seine wirtschaftlichen Hauptlehren zusammen-

fassend dar

5

.

Ferner sind neben Adam Müller und Baader noch zu nennen: N o v a l i s

6

,

dem in weitem Abstande und mit Einschränkungen folgen: F r i e d r i c h v o n

G e n t z

7

u n d C a r l L u d w i g v o n H a l l e r

8

.

1

Adam Müller: Die Elemente der Staatskunst, S. 298.

2

Eine weitere kurze Darstellung der Lehre Adam Müllers gibt mein Buch:

Die Haupttheorien der Volkswirtschaftslehre auf lehrgeschichtlicher Grundlage,

26. Aufl., Heidelberg 1949, S. 102 ff., ferner Theo Suranyi-Unger: Philosophie

in der Volkswirtschaftslehre, Bd 2, Jena 1926, S. 67 ff.; Jakob Baxa: Gesellschafts-

lehre, Leipzig 1928.

3

Vgl. Franz von Baader: Schriften zur Gesellschaftsphilosophie, herausgegeben

von Johannes Sauter (= Die Herdflamme, Bd 14), Jena 1925, S. 790 ff.

4

Die Nachweise hierfür siehe in Franz von Baader: Schriften zur Gesell-

schaftsphilosophie, S. 654 ff.

5

Franz von Baader: Schriften zur Gesellschaftsphilosophie, S. 790 ff.

6

Die Nachweise hierfür in Jakob Baxa: Gesellschaft und Staat im Spiegel

deutscher Romantik (= Die Herdflamme, Bd 8), Jena 1924, und Franz von Baa-

der: Schriften zur Gesellschaftsphilosophie, S. 589 f., 619 f., 884 f. und öfter.

7

Friedrich von Gentz: Ausgewählte Schriften, Stuttgart 1836—38; Brief-

wechsel mit Adam Müller, Stuttgart 1857.

8

Carl Ludwig von Haller: Restauration der Staatswissenschaft oder Theorie

des natürlich-geselligen Zustandes, 2. Aufl., Winterthur 1820—22.