Table of Contents Table of Contents
Previous Page  5162 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 5162 / 9133 Next Page
Page Background

286

[184]

Soziologie, die von der „Wechselwirkung Einzelner“ ausgeht); und

zweitens davon: daß es nicht einzelne Menschen und deren einzelne

zusammentreffende Handlungen seien, welche die Wirtschafts-

erscheinungen von sich aus mosaikartig zusammensetzen, sondern

daß es die bestimmte L e i s t u n g in einem G a n z e n sei, wo-

durch Handlung oder Gut, Boden oder Maschine, Kapital oder

Arbeit erst zu w i r t s c h a f t l i c h e n Erscheinungen werden.

Dem einzelnen Wirtschafter ist von jeher, und schon in der Stein-

zeit, jeweils eine A u s g l i e d e r u n g s o r d n u n g schon vorge-

geben, und diese Ausgliederungsordnung der wirtschaftlichen Ganz-

heiten zu bestimmen ist die oberste Aufgabe der Volkswirtschafts-

lehre.

Durch diese Grundbegriffe der „Leistung“ des einzelnen Wirt-

schafters im Ganzen und der „Ausgliederungsordnung“ des Ganzen

(z. B. des Ganzen der Volkswirtschaft oder des Betriebes) erhält

die Volkswirtschaftslehre eine völlig andere methodologische Natur

als bei den sogenannten Klassikern. Mit diesen Grundbegriffen

wird dem Begriffe der angeblichen K a u s a l i t ä t u n d d e r

Q u a n t i t ä t der Wirtschaftserscheinungen (der Güter und Preise)

das Begriffsverhältnis Ganzes : Glied entgegengesetzt, für welches

das Ganzheitliche und S i n n v o l l e und daher — mit herkömm-

lichen Ausdrücken zu sprechen — das Teleologische und das Norma-

tive grundlegend ist, letzteres nicht als subjektives Wunschbild,

sondern als objektiv Richtiges gefaßt. Die G e s e t z e der Wirt-

schaft sind daher keine Naturgesetze, sondern logische Gesetze.

Das S i n n v o l l e , G e i s t i g e d e r W i r t s c h a f t i s t

n i c h t q u a n t i f i z i e r b a r . Jede geistige Leistung ist unquan-

tifizierbar wie auch unverbrauchlich. Während ein Stück Brot ver-

braucht ist, wenn es verwendet (gegessen) wurde, kann z. B. jede

Erfindung, jeder Handelsvertrag, jeder Organisationsgedanke ein-

mal oder milliardenmal angewendet werden. Auch ein Lied kann

von einem oder von Tausenden Menschen gehört, ein Buch von

einem oder vielen gelesen werden und so fort. Die ganzheitliche

Volkswirtschaftslehre lehrt das G e i s t i g e i n d e n s t o f f -

l i c h e n W i r t s c h a f t s g ü t e r n a u f l e u c h t e n zu sehen,

z. B. den Erfindergedanken in der Schiffsschraube, in dem Gute, das

über den Ozean kommt, den Züchtergedanken der Sorte in dem

Apfel, den der Obstbauer erzeugt.