Table of Contents Table of Contents
Previous Page  5157 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 5157 / 9133 Next Page
Page Background

[180/181]

281

auch ohne subjektive Wertschätzung aufrechterhalten wollten, das heißt ohne die

subjektive Wertschätzung als maßgebend anzunehmen. Sie suchten die Arbeitswert-

theorie durch einen mehr oder weniger rein o b j e k t i v e n K o s t e n g e d a n k e n

auszuschalten. Ich nenne davon nur D i e t z e l

1

u n d C a s s e l

2

.

IV. Die universalistische Volkswirtschaftslehre

A.

Die r o m a n t i s c h e V o l k s w i r t s c h a f t s l e h r e

u n d d i e g e s c h i c h t l i c h e n S c h u l e n

Neben der individualistischen Schule von Smith und Ricardo

bis zur Grenznutzenlehre zieht sich eine andere Reihe der Entwick-

lung, deren Vorhandensein aber in den letzten Jahrzehnten vor

dem Kriege infolge der Alleinherrschaft des individualistischen Ge-

dankens in unserer gesamten Bildung fast vergessen war, bis sie der

Verfasser dieser Zeilen in seiner Schrift „Die Haupttheorien der

Volkswirtschaftslehre“

3

, durch / Entdeckung Adam Müllers und

völlig andere Einschätzung Thünens und Lists wieder ans Licht zog:

die organisch-universalistische Volkswirtschaftslehre.

Die philosophischen Voraussetzungen dieser Volkswirtschafts-

lehre liegen in der Philosophie des deutschen Idealismus und in der

Romantik.

Als K a n t dem Empirismus eines Locke und Hume eine apriori-

sche Erkenntnistheorie entgegenstellte, die überall auf Metaphysik

abzielte, und als Fichtes Wissenschaftslehre und Schellings Natur-

philosophie diese Metaphysik selbst gaben, waren für alle Geistes-

wissenschaften und ganz besonders für die Sittenwissenschaft und

die Gesellschaftswissenschaften neue Voraussetzungen gegeben. We-

der konnte nunmehr das Kausalmechanische des Empirismus noch

die Subjektivierung des Relativismus noch die Freiheitsforderung

der Utilitätsethik gelten. Aber auch das gesamte moderne Natur-

recht mit seiner Lehre vom Urvertrag, von der alleinigen Wirk-

lichkeit des Einzelnen und von der Volkssouveränität konnte nicht

mehr gelten.

1

Heinrich Dietzel: Theoretische Socialökonomik, Leipzig 1885.

2

Gustav Cassel: Theoretische Sozialökonomie (1918), 5. Aufl., Leipzig 1932.

3

26. Aufl., Heidelberg 1949. — Vgl. dazu: Vom Geist der Volkswirtschafts-

lehre, Jena 1919 (Wiener Antrittsrede, jetzt abgedruckt im Fundament der

Volkswirtschaftslehre, 4. Aufl., Jena 1929, S. 343 ff.).