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Herbst 1947 verfaßt. Zur Veröffentlichung kam es aber nicht mehr.
Ob sich vom Jahre 1947 bis 1950, dem Todesjahr Othmar Spanns,
noch eine weitere ernstere Aussicht auf seine Drucklegung bot, kann
nicht mehr festgestellt werden.
Spann hatte für die zweite Auflage der „Gesellschaftsphilosophie“
ein Manuskript verfaßt, welches, wie bereits berichtet wurde, dem
Setzer Schwierigkeiten bereitete. Hans Riehl veranlaßte sodann,
daß dieses Manuskript mit Schreibmaschine abgeschrieben wurde.
Diese Maschinschrift liegt der zweiten Auflage zugrunde. Spann
hat an diesem maschinschriftlichen Text noch eine Reihe von Ände-
rungen handschriftlich vorgenommen.
Sowohl die erste Auflage aus dem Jahre 1928 als auch (in geringe-
rem Maße) die geplante zweite Auflage aus dem Jahre 1946/47
weisen Zeichen raschen, ja allzu raschen Arbeitens auf. Der Kenner
des Stils Othmar Spanns bemerkt neben sprachlichen Mängeln auch
Flüchtigkeiten von einer Art, wie sie in anderen Werken nicht
Vor-
kommen. Gerade aber bei der zweiten Auflage der „Gesellschafts-
philosophie“ wäre aus sachlichen Gründen eine besonders sorg-
fältige Arbeit erforderlich gewesen.
Zwischen der ersten und der zweiten Auflage lassen sich folgende
Unterschiede feststellen:
A.
Es wurde eine große Zahl von rein sprachlichen Verbesserun-
gen vorgenommen. Wo in der Eile der Arbeit an der ersten Auf-
lage im sprachlichen Ausdrucke das kämpferische Temperament
Spanns deutlich bemerkbar wurde, können in mehreren Fällen in
der zweiten Auflage Milderungen im Ausdrucke festgestellt wer-
den. Wenn z. B. in der ersten Auflage (Seite 169, Absatz 2) für die
materialistische Geschichtsauffassung die Wendung „platte Unrich-
tigkeit“ gebraucht wurde, so fiel in der zweiten Auflage an dieser
Stelle das Wort „platt“ weg.
B.
Mehrere kleine Änderungen und Ergänzungen zeigen unauf-
fällig die geistige Entwicklung Spanns in den zwei Jahrzehnten, die
zwischen der ersten und der geplanten zweiten Auflage verstrichen
sind. Gerade solche kleine Änderungen erlauben einen Blick in das
Wesen Spanns. Hiefür drei Beispiele:
1. Erste Auflage, Seite 9: „ ... Universalismus, der im weitesten
Sinne, obwohl ungenau, ,Kollektivismus' oder auch ,organische Auf-
fassung' oder ,Transpersonalismus‘ genannt wird.“