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i. Über den Satz: „Begriffe ohne Anschauungen sind leer“

siehe unten Seite 192 und 358 f.

j.

Über die Annahme rein vernunftbestimmter Handlungen ohne den inneren

Grund der Eingebung

siehe unten Seite 193 ff.

k. Rückblick auf das Unfertige des Apriorismus. Kantens

geschichtliche Stellung

Fassen wir unsere Einwände zusammen, so können wir den

Apriorismus als unfertigen Idealismus bezeichnen. Würden die

apriorischen Formen oder „Kategorien“ auf ihr „Radikalvermö-

gen“, wie Kant tiefblickend sagte, folgerichtig zurückgeführt, näm-

lich auf das, was er selbst die Einheit des Bewußtseins („transzen-

dentale Synthese“ usw.) nannte — dann würden sie auch aus einem

anderen Punkte, aus dem Punkte dieser Einheit des Ich, entwickelt.

Und dann könnte der unheilbare Gegensatz zum Ansich der Dinge

nicht mehr auftreten; es könnte damit auch die bloß mittelbare

und verneinende Behandlung der Metaphysik und Seinslehre nicht

mehr aufrecht erhalten werden; es könnte ferner der damit zu-

sammenhängende Formalismus der Sittenlehre, welcher der Unbe-

stimmbarkeit des Ansich der Dinge entspricht, nicht mehr vertei-

digt werden; es könnte sich endlich auch jener Widerspruch nicht

ergeben, der darin liegt, daß Kant im theoretischen Teile seiner

Philosophie erklärte: das notwendig zu Denkende sage von dem ob-

jektiv-wirklichen Ansich gar nichts aus, im praktischen Teile da-

gegen erklärte: das notwendige zu Tuende, das Sittliche, verlange

denknotwendig etwas Objektiv-Wahres — G o t t , weil sonst kein

vernunftbestimmtes (= freies) sittliches Handeln möglich wäre

(„Primat der praktischen Vernunft“). Welcher Schluß von beiden

gilt nun? — Dieser unfertige Zustand mußte bei einem folgerichti-

gen und kräftigen Denken behoben werden. Es gibt nur zwei Ant-

worten: der Rückfall in den Empirismus oder die Weiterentwick-

lung in das Metaphysische. Beide Antworten hat die Geschichte er-

teilt. Der deutsche Geist war damals noch kräftig genug, um auch

die metaphysische Antwort zu erteilen.

Logisch und geschichtlich zeigt es sich, daß der Apriorismus nur

ein Ü b e r g a n g s s y s t e m ist. Zur Besiegung des in einer Zeit