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und zwar aus zwei Gründen: (a) Weil der Begriff der Identität von Subjekt und
Objekt schon im Ichbegriffe — besonders im zweiten Satze, wonach sich i m Ich
die Gegensetzung vollzieht —, eingeschlossen, ja sogar schon ausgesprochen war;
(b) weil das Ich nicht als das empirische, subjektive gefaßt war. Aber freilich war
das, dieses Subjektive umfassende Übersubjektive damals noch nicht ausdrücklich
als das Absolute, als der mystische Urgrund, als Gott bestimmt worden.
Den entscheidenden Schritt tat Fichte erst in „Die Bestimmung des Menschen“.
Er faßt hier den Grund des Ich mystisch, worin die Identität eine unausgesprochene
Selbstverständlichkeit war. Sie lag von Anbeginn im Wesen der Fichteschen
Grundgedanken
1
.
9.
S i t t e n - u n d G e s e 11 s c h a f t s 1 e h r e
Fichte schuf ein Gebäude der Sittenlehre, umfassend wie nie
zuvor.
Fichte erhob sich über die bloß formale Ethik Kantens durch den Begriff
der „ B e s t i m m u n g d e s M e n s c h e n “ zur inhaltlichen. Mit dem Be-
griffe der „ A u f f o r d e r u n g “
2
drang er zu einem echten, den Individualis-
mus überwindenden Gemeinschaftsbegriff vor, so daß sich ihm das sittliche Han- /
dein gesellschaftlich konkretisierte, ferner das F ü h r e r t u m u n d d i e E r z i e -
h u n g in das Blickfeld seiner Lehre trat. Allerdings gelang ihm die Durch-
führung dieses Gemeinschaftsbegriffes nur teilweise, da er noch im individuali-
stischen Naturrechte befangen blieb. Auch sonst blieb er öfters konventionell
und näher bei Kant als dem System entsprach.
Soferne Fichte die geistige F r e i h e i t erst im Ergreifen der sittlichen Be-
stimmung des Menschen erblickt
3
, erscheint ihm das Denken noch als ein Natur-
produkt, determiniert. Dies wäre aber ein Widerspruch zur Setzungslehre. In
dieser könnte die Selbstentgegensetzung, die reflexive Tätigkeit des Ich, wesens-
gemäß ja nur als Akt der Freiheit gefaßt werden. Fichte billigt aber in der Sitten-
lehre nur jenem ethischen Aufschwunge des Geistes, in welchem er — unmittelbar,
das heißt in „intellektueller Anschauung“ — seine Bestimmung ergreift, Freiheit zu.
Der Gesichtspunkt, daß das individuelle Ich Produkt des a l l g e m e i n e n L e -
b e n s s e i , das heißt des absoluten Ich, ist es, der Fichte in diesen Widerspruch
verwickelt.
Z u s a t z ü b e r d a s I c h a l s d a s A b s o l u t e
Fichte tat mit seinen drei ersten Grundsätzen
4
den gewaltigen Schritt, das
Ich als die Mitte und Quelle alles Seins zu bestimmen und in diesem Sinne auch
das Ich als das Absolute (jedoch nicht als Gott) zu setzen.
Davor schreckt nun der heutige empiristisch geschulte Mensch zurück und emp-
findet es als Wahnwitz. Aber diese Weisheit ist älter als man denkt. Das Ich, und
das heißt der Geist, als das Höchste, das Absolute, ist allen großen Weisheits-
lehren der Welt zugrunde gelegt worden. Dieser Satz gilt ohne Einschränkung,
aber allerdings unter der Voraussetzung, daß das Verhältnis des individuellen und
des absoluten Geistes sowie der Gemeinschaft richtig bestimmt ist.
1
Siehe unten S. 269 ff.
2
Siehe oben S. 138.
3
Siehe oben S. 138.
4
Siehe oben S. 126 ff.