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kes / hindurch, so ist es nicht zuviel gesagt, daß sich gerade in den
idealistischen Philosophien die großartigste Übereinstimmung zeigt.
— Wir bringen die Übereinstimmung im folgenden systematisch
und geschichtlich in aller Kürze zur Darstellung. Weit ausholender
Begründung bedarf es nach allem Früheren nicht. Überdies wurden
lehrgeschichtliche Vergleiche schon gegeben, worauf wir zur Ergän-
zung hier verweisen
1
.
1.
N a c h L e h r b e g r i f f e n
a. Gotteslehre, Vermittlungslehre, Seinslehre
α.
Das Absolute
Ein letztes Übersinnliches, ein Absolutes als Grund alles Sinnli-
chen anzunehmen, darin stimmen alle idealistischen Lehrgebäude
überein. Das zeigt schon eine einfache Aufzählung.
Das Absolute heißt für
die Inder: Das Brahman (Atman); der unbewegte Beweger
2
; für
Platon: das seiend Seiende („jenseits des Seins“), die vernünftige Ursache vor
allem; Idee des Guten;
Pythagoras: das nie schlummernde Auge = das absolut Wirkliche;
Parmenides: das Eine, Seiende
ύν
); für
Aristoteles: der unbewegte Beweger, das absolut Wirkliche;
die Neuplatoniker: das Eine;
Fichte: das absolute Ich (der Urgrund der Selbstsetzung im empirischen Ich);
Schelling, Hegel: die absolute Vernunft;
Kant: das Ding an sich, ein Noumenon (Geistesding).
Nehmen wir dazu noch Mischsysteme, so ergibt sich bei
Spinoza: die absolute Substanz; bei
Schopenhauer: der Wille; bei
Jacobi und Schleiermacher: das Unerkennbare.
Hinter den verschiedenen Bezeichnungen, wie sie die verschiede-
nen lehrbegrifflichen Zusammenhänge jeweils nach ihrer Art er-
fordern, verbirgt sich überall derselbe letzte Grundgedanke (dessen
verschiedene Bedeutungen im übrigen aus dem Früheren bekannt
sind).
β.
Theismus, Deismus, Pantheismus
Die reine Jenseitigkeit Gottes, der Deismus und die reine Dies-
seitigkeit, der Pantheismus, zeigten sich bei jedem echten idealisti-
1
Siehe oben S. 117 ff. und 318 ff.
2
Zum Beispiel Bhagavadgita, X, 42; III, 22—24. — Vgl. oben S. 259.