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tät, ihm inhäriert aber die höhere Allgemeinheit der: Pferdheit,

Huftierheit, Säugetierheit und so weiter. Die Ganzheit zeigt also

eine ganz be- / stimmte, gestufte und gegliederte Wechselseitigkeit

in der Allgemeinheit und Individualität aller Erscheinungen. (Zu-

letzt: Gott, das höchste, also allgemeinste und zugleich einzigste,

individuellste Wesen.)

Endlich ist damit auch die pantheistische Schwierigkeit beseitigt.

Der nur objektiv und nur allgemein gefaßte Ideenbegriff (wie er in

Platon hineininterpretiert wird) müßte zur reinen Allgemeinheit,

also eigentlich zum P a n t h e i s m u s führen, denn das Allgemeine,

die Idee, müßte ja a l l e n Exemplaren einwohnen: die nur indi-

viduell gefaßte Monade müßte zu einer Zersplitterung der Welt

führen, zuletzt zum Deismus, zur Gottesfremdheit der Welt.

Der Ganzheitsbegriff, welcher Einwohnung (Immanenz) und Jen-

seitigkeit (Transzendenz) der jeweils höheren Ganzheit und zuletzt

Gottes ebenfalls in Wechselseitigkeit stattfinden läßt — insoferne

die höhere Ganzheit die niederen einerseits befaßt, rückverbindet,

ihnen also einwohnt, andererseits aber doch in ihnen nicht unter-

geht, also auch für sich, transzendent ist — löst auch hier diese

Frage, und zwar auf rein analytischem Wege und durchaus ein-

sichtig.

δ

.

Die Ableitung des Endlichen und Sinnlichen aus dem Übersinnlichen

Diese Ableitung soll der Ideenbegriff leisten. Auch in die-

ser schwierigen, die menschliche Fassungskraft zuletzt übersteigen-

den Frage zeigt sich eine gewaltige Übereinstimmung innerhalb

der idealistischen Systeme. Man kann sagen, daß allen großen

idealistischen Lehrgebäuden der Gedanke eigen ist: eine innere Ver-

schiedenheit (Differenz) im Übersinnlichen sei es, welche zur Be-

gründung der Endlichkeit führt (wie sie in der Ideenwelt selbst

herrscht, Platon: „Sophistes“, und auch in Gott als Geist ange-

nommen wird

1

). Wir können diesen Gedanken ohne nähere Be-

stimmung aussprechen oder wir können ihn zu einer mehr oder we-

niger ausgebildeten Lehre von der Selbstunterscheidung (Selbstdif-

ferenzierung) Gottes fortgeführt finden.

Ohne nähere Bestimmungen finden wir bei

1

Siehe oben S. 224 f.