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dentia oppositorum“, das heißt der Indifferenz der Gegensätze,
Einerleiheit derselben in ihrer Wurzel — Gott. Spinoza: Gott, die
absolute Substanz, hat die Attribute Ausdehnung und Denken, muß
somit deren Einheit oder Indifferenz sein. — Bei Fichte gilt: das
noch nicht in Setzung und Gegensetzung auseinandergegangene Set-
zen des Ich, die Urtätigkeit am Anfange, ist die Einheit (Indifferenz)
der künftigen Unterscheidung. — Schellings ausgebildete Identitäts-
und In- / differenzlehre siehe oben Seite 269 ff. — Bei Hegel: das-
selbe in logischer, ableitend-entwerfender Ausbildung der Setzungs-
schritte.
Z u s a t z
Wir ergänzen diese Übersicht durch eine nähere Vergleichung der I d e n t i -
t ä t s p h i
1
o s o p h i e m i t e n t s p r e c h e n d e n G e d a n k e n d e s
A l t e r t u m s . Der nicht eben glückliche Name, den das „Identitätssystem“ erhielt —
richtiger würde von Befassung, befassender Einheit gesprochen — macht es fremd-
artiger, als es ist. In ihm liegt aber wesentlich der, wie gezeigt, auch früher gefaßte
und oft erörterte Gedanke, daß das Ich und der Gegenstand, das Ideale und das
Reale, das Denken und das Sein in irgendeinem Sinne eins sein müssen, um mit-
einander in Zusammenhang zu stehen. Soll das Ich den Gegenstand erkennen, soll
das Ideale das Reale erfassen, dann muß irgendwie ein Gleiches, Bezugsfähiges
in beiden sein. Das sagt ja auch schon der bekannte uralte Satz der Erkenntnis-
theorie: „Gleiches wird durch Gleiches erkannt“. Was heißt er denn anderes als:
Ich und Gegenstand, Sein und Denken haben ein Identisches an uns?
Platon und Aristoteles suchten dieses Gemeinsame, Identische in der „Idee“
oder „Form“ als jenem Gestaltenden und Bestimmenden der Wirklichkeit, welches
(1) das Gegenständliche (Andere), Materielle als Anlage in sich befaßt; und (2)
von unserem Geiste erkannt wird. Nun ist aber unser Geist selbst eine Form, Idee.
„ G l e i c h e s w i r d d u r c h G l e i c h e s e r k a n n t “ , sagten die Alten und
meinten, in beidem, in Ich und Gegenstand, in Denken und Sein sei ein Geistes-
artiges, Ideenartiges gemeinsam enthalten; „ d i e W e l t i s t G e i s t“, sagen
Fichte, Schelling, Hegel und sprechen damit im Grunde dasselbe aus; jedoch aus
einem anderen Gedankenzusammenhange, aus anderen Denkaufgaben und Voraus-
setzungen her! Und gerade das ist das unendlich Wertvolle, daß sie aus verschie-
denen Voraussetzungen zu den gleichen Ergebnissen kommen.
φ
.
Dualismus
Jeder echte Idealismus ist in einem bedingten Sinne auch duali-
stisch, nämlich so, daß (1) G e i s t u n d S t o f f , L e i b u n d
S e e l e , so wie sie nun einmal als gegeben vorgefunden werden,
nicht von derselben Art seien, obgleich sie im übrigen durch ent-
fernte Vermittelungen — Idee, Form — Zusammenhängen; und