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endliches und geordnetes Weltganzes finden wir bei: Pythagoras, Platon, Aristo-
teles (hier bleibt nur eine Folgewidrigkeit über die zeitliche Anfanglosigkeit der
Welt zurück); den Neuplatonikern; den Scholastikern. — Kantens Mittel-
stellung zeigt sich wieder daran, daß er das geschlossene Weltganze nur als eine
Forderung, ein „regulatives Prinzip“ der Vernunft behandelt. Fichtes Kosmologie
ist nicht ausgebildet. Anders Schelling, der eine endliche, gestaltete Natur ausdrück-
lich annimmt und begrifflich begründet; ebenso Hegel; ebenso Baader.
d.
Verfahrenlehre und Logik
Übereinstimmung herrscht in allen idealistischen Lehrgebäuden
darin, daß dem Einzelwesen in der Natur wie im Reiche des Geistes
ein Allgemeineres, Höheres, Ganzes übergeordnet ist. Damit sind
die Vordersätze für jede idealistische Verfahrenlehre und jede idea-
listische Logik bestimmt: Ablehnung des kausal-mechanischen Ver-
fahrens; Ablehnung der nominalistischen Begriffsbildung, das heißt
jener Begriffsbildung, die das Einzelne und nicht das Allgemeine
(Ganze) als das Erste ansieht
1
.
In der Ablehnung des empiristisch-nominalistischen Standpunktes — der schließ-
lich zur mathematisch-mechanischen Darstellung der Natur (neuzeitliche Physik)
und des Geistes („soziale Physik“) gelangt — sind die idealistischen Lehren einig,
die Unterschiede beginnen erst beim aufbauenden Teile. Hier kann man unter-
scheiden: Jenes Verfahren, das im wesentlichen auf die Unterscheidungen der
Zweckzusammenhänge geht, das t e l e o l o g i s c h e / Verfahren oder Ver-
fahren des Zweckbegriffes (aristotelisch und scholastisch); das d i a l e k t i s c h e
Verfahren, wie es Fichte begründete und Hegel ausbildete (aber auch hier zeigt
sich e i n w o h n e n d e r Z w e c k , namentlich bei Hegel, ähnlich wie bei Ari-
stoteles), endlich das g a n z h e i t l i c h e Verfahren, dessen Entwurf und An-
wendung der Verfasser vorlegte.
Endlich sehen wir überall die grundsätzliche E i n h e i t v o n S e i n u n d
S o l l e n als idealistisches Lehrgut; die grundsätzliche Trennung beider, welcher
nur die Tatsächlichkeit als solche anerkennt und das Sollen als subjektives Wunsch-
gebilde behandelt, ist gemeinsames empiristisches Lehrgut.
2.
Die Ü b e r e i n s t i m m u n g e n i n l e h r g e s c h i c h t -
l i c h e m Z u s a m m e n h a n g e
Die begrifflichen Übereinstimmungen nochmals in ihren Zeit-
abfolgen vorzuführen, wäre überflüssig. Es kann sich hier nur um
geschichtliche Vergleiche handeln.
1
Uber Aristoteles, der in diesem letzteren Punkte nicht einheitlich lehrte und
das Einzelne öfters in anderen Zusammenhängen voranstellte, siehe oben S. 246 ff.,
254 und öfter.