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Denkzusammenhang, eine Erhebung über ihn, und gerade darin
liegt etwas von Unmittelbarkeit. Dieses Unmittelbare ist sozusagen
noch leer, denn es enthält nur die Gewißheit, daß etwas nicht da ist,
nicht gewußt wird. Wenn der Mensch über die Welt staunt, so hat
er den Anfang der Philosophie gemacht und die Frage an das Schick-
sal gestellt. Mit diesem Staunen, dieser Frage ist schon das Uner-
forschliche empfunden, der erste mystische Blick getan. Daher das
Unterlassen der Frage durch Parzifal Schuld ist. (Den Gegensatz zu
dieser Haltung bildet die empiristische Scheinphilosophie, denn sie
hat nie das Staunen gelernt.)
Das Um und Auf dieser Umschweife ist, daß nicht nur in den
höchsten Zuständen der Verzückung Mystisches anzutreffen sei, son-
dern in keiner einzigen geistigen Setzung unseres Tuns und Lebens
gänzlich fehlen könne. Mystisches ist überall dort, wo nicht stück-
weise, wo nicht Unganzes, erkannt wird. Und eben das meinen wir,
wenn wir von Unmittelbarkeit sprechen.
Zum Unterschiede von der üblichen Auffassung über das Wesen
der Mystik behaupten wir, daß dasselbe, was in den höchsten For-
men als mystische Verzückung und Erleuchtung auftritt, auch schon
in den gewöhnlichen Zuständen enthalten ist und kein Denken, Ge-
stalten und Tun ohne jedweden mystischen Grund, den Grund in-
nerer Unmittelbarkeit, sein könne. Die mystischen Zustände sind
nichts absolut Neues im menschlichen Geiste, ihre Elemente sind
auch im gewöhnlichsten Leben, wenn schon nur verschüttet, vor-
handen. Ohne Verzückung kann ein Mensch nicht leben, ohne Un-
mittelbarkeit gibt es auch keine Mittelbarkeit. Ohne Eingebungs-
grund auch kein zerlegendes Denken, noch sonderndes Gestalten,
ohne Begeisterung kein Handeln. Bei jeder Empfindung, jedem Ge-
danken, jeder künstlerischen Gestaltung, jeder Handlung bleibt et-
was zurück, das man nicht mehr zerlegen kann.
Weil es dem Begriffe das Unzerlegbare ist, ist es auch das Irratio-
nale. Und darum ist kein Rationales ohne Irrationales. Ohne die-
sen / irrationalen Rest wäre der Begriff nicht verständlich. Darum
ja auch die rationalistische und empiristische Wissenschaft ihre
„Axiome“ hat, diejenigen Einsichten, die nur unmittelbar zu erfas-
lams Universalbibliothek, Bd 6338—39). — Ebenso Aristoteles: Metaphysik, 982 b,
12; Rhetorik, I, 11.