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Wesen, bin ihre Mitte und ihr Ende von allem. Was bei allen leben-

den Wesen der Samen ist, das bin ich.“

1

Daß in der idealistischen Philosophie Schellings und Hegels (der

dialektischen Identitätsphilosophie), ferner in jener Platons und

Aristoteles’ dieselbe Lehre vom Weltgrunde, wenn auch in weniger

entwickelter Form enthalten ist, kann nicht zweifelhaft sein. Denn

was ist es denn, in welchem alle Wesen identisch sind, wenn nicht

der göttliche Weltgrund, Gott selbst? Bei Platon und Aristoteles ist

die Ideen- und Formenwelt, die den Grund und Samen der Wesen

bildet. Aber eben diese ist göttlicher Art und nichts anderes als Gott

in seinem Schöpfertum. Daher denn auch Eckehart Platons Ideen-

lehre annimmt. — Dieselbe Übereinstimmung herrscht in der Ge-

gensatzlehre. „Wo zwei sind, da ist Gebreste. Warum? Eines ist das

andere nicht, denn das,nicht', das macht Unterschied .. .“

2

C. N a t u r p h i l o s o p h i e

Die Naturphilosophie der Mystik und jene des deutschen Idealis-

mus begegnet sich ebenfalls. Eckeharten ist die Natur ein „Fuß-

stapfen“ Gottes. Gott liebt sich in ihr

3

. Dürstete ein Mensch noch

so sehr, er begehrte doch keinen Trunk Wassers, wäre nicht

ein Tropfen Gottes darin

4

. — Schelling und Novalis hätten die

Verwandtschaft von Gott, Mensch und Natur nicht höher zu feiern

vermögen — bei gleichzeitiger Übereinstimmung mit der Lehre

von der verhältnismäßigen Nichtigkeit alles sinnlichen Seins. „Die

Kreaturen in sich selber sind nichts.“

5

D. E r k e n n t n i s l e h r e

Die Erkenntnislehre der Mystiker ist nicht nur untereinander die

gleiche, sondern fällt auch mit den Hauptsätzen der idealistischen

1

Bhagavadgita, X, 39, nach Paul Deussen: Sechzig Upanishad’s des Veda,

3. Aufl., Leipzig 1921.

2

Meister Eckhart, S. 62, Zeile 23.

3

Siehe oben S. 377 ff.

4

Meister Eckhart, S. 143, Zeile 25.

5

Meister Eckhart, S. 266, Zeile 15.