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402

unerreichbar betrachtet werden“

1

. Daß es Wege zur Wahrheit,

Wege zu diesem Ziel gibt, beweist ihm die Geschichte. „Schöpfe-

rische Zeiten wußten stets, woran sie waren, und ließen sich von

Scheinphilosophien nicht verwirren.“ Das Suchen nach der Wahr-

heit beginnt für Spann mit der Überwindung des Einwands gegen

die Vielheit der Philosophien, und er führt diese zunächst auf zwei

Grundrichtungen zurück, auf Idealismus und Empirismus, mit der

bemerkenswerten Einschränkung: „Es besteht eine durchgängige

Übereinstimmung aller philosophischen Grundlehren der zusam-

mengehörigen zwei Grundrichtungen.“ Wenn Spann dabei von doch

möglichen Übereinstimmungen „zwischen den empirischen und

nichtempirischen Richtungen“ spricht

2

, meint er damit, daß die

Ausgangspunkte, die beide Richtungen möglich machen, nicht von

streng rationaler Natur sind und mit einer Unterscheidung zwi-

schen philosophischem Grunderlebnis, Begriffsgestaltung und Fehl-

formen der Begriffsbildung angegangen werden müssen. Es handelt

sich dabei um folgende dreifache Unterscheidung, „ohne welche die

Geschichte der Philosophie nicht geschrieben und die bunte Fülle

ihrer Lehrgebäude niemals gemeistert werden kann“:

„1. Um die Eingebungs- oder Erlebnisgrundlage einer Philoso-

phie, die entweder empiristisch oder nichtempiristisch ist;

2.

um die begriffliche Ausarbeitung des Grunderlebnisses oder

um das Begriffsgebäude mit einem jeweils zugehörigen arteigenen

Grundgerüst von Fragen und Denkaufgaben;

3.

um die Angemessenheit des Begriffsgebäudes für die Erlebnis-

grundlage sowie dessen innere Folgerichtigkeit, das heißt entweder

um in sich reine oder um zusammengeraffte Systeme, um Fehl-

und Mischsysteme“

3

.

Diese Erlebnisgrundlage, oder wie Spann noch ergänzend präzi-

siert, dieser irrationale Eingebungsgrund, ist ihm Voraussetzung

jedes Philosophierens überhaupt, bevor es aus der Einheit des

Grundes zu differenziert beschreibbaren Grundrichtungen kommt.

Das gilt ihm auch für alle Neuentdeckungen in der Wissenschafts-

geschichte, die erst nachträglich begrifflich durchdacht werden. Wir

haben überall „ E i n g e b u n g , U n m i t t e l b a r k e i t , g e i -

1

Vorwort zur ersten Auflage, oben S. 4.

2

Siehe oben S. 13.

3

Siehe oben S. 18.