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406

ten weltanschaulichen Typenlehre ermöglichen. Wenn Spann selbst

keine weiteren Analysen in dieser Hinsicht unternommen hat, so

war er sich dessen bewußt, daß man im vorrationalen Erlebnis-

bereich bald auf Erlebnisformen stößt, die man nur unmittelbar

hinnimmt und erst von da an den Weg nach oben, den Weg syste-

matischen Begriffsdenkens einschlagen kann.

Sofern aber hier von einem Erlebnisbereich letzter Gegebenhei-

ten, letzter Eingebungsformen die Rede ist, drängt sich gerade in der

Philosophie Spanns die Frage auf nach der Beziehung dieses Be-

reiches zu anderen letzten Ausgangspunkten im Denken und in der

Gesamterfassung der Welt. Besonders naheliegend dürfte dabei die

Beziehung zur Ganzheitslehre, zu der systematisch kaum erfaß-

baren Mannigfaltigkeit aller verschiedenen Ganzheiten, die man so-

wohl ontologisch wie auch erkenntnistheoretisch beschreiben kann.

Es ist dabei zu berücksichtigen, daß auch alle apriorischen Aus-

gangspunkte des Denkens, wie etwa die Kategorien als letzte unmit-

telbar gegebene Grundformen der Welterfassung ebenfalls jenseits

oder zumindest vor jeder logischen Begriffsbildung liegen. Während

Spann sich über die Beziehung zwischen Kategorien und allge-

meinen Begriffen in seiner Kategorienlehre insofern klar äußert,

als er beiden das aktuelle Dasein abspricht, läßt sich nicht eindeutig

feststellen, wie er das Verhältnis der beiden zu den oben beschrie-

benen Erlebnisformen (Eingebungen) sieht. Er kann sie jedenfalls

schon deshalb nicht unter gleichen Nenner bringen, weil er sich dem

ontologischen Begriff der Kategorien anschließt

1

, — und dasselbe

gilt mindestens unter bestimmten Aspekten auch für den Ganz-

heitsbegriff —, während die im „Philosophenspiegel“ behandelten

Erlebnisformen im gegebenen Zusammenhang, als jeweilige Vor-

aussetzungen der verschiedenen Begriffsgebäude, nur erkenntnis-

theoretisch gedacht sein können.

II. Kritische Bemerkungen zu offenen Aufgaben

Diese Bemerkungen zu den elementaren Ausgangsformen jedes

Philosophierens und des begrifflichen Denkens von einfach logi-

1

Vgl. Kategorienlehre, zitiert nach der gekürzten Ausgabe in: Hans Riehl:

Othmar Spann, Das philosophische Werk im Auszug, Wien 1950, S. 11.