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dieses sich außerdem zu der Reflexion der Selbstgewißheit auf-

geschwungen habe. Daraus folgt nun, daß die Kontinuität des Den-

kens von der ersten zur zweiten Stufe eine d i f f e r e n z i e r -

t e r e B e h a n d l u n g d e s L o g i s c h e n z w i s c h e n d e n

b e i d e n E r l e b n i s f o r m e n erfordert, auf die Spann wohl

deshalb nicht eingegangen ist, weil es ihm ausschließlich um die Ab-

leitung der einzelnen Begriffsgebäude und um ihre Einordnung in

ein Gesamtsystem ging.

So sehen wir, wie rasch er die einzelnen „-Ismen“, beginnend mit

dem Empirismus, jeweils als nächstfolgende begriffliche Formen

aufzählt: Sensualismus, Relativismus, Skeptizismus, Subjektivismus.

Sofern der Empirismus außerdem „den in der Erkenntnistheorie

gewonnenen Standpunkt auf die philosophischen Sonderdiszipli-

nen, wie Sittenlehre, Seelenlehre, Gesellschaftslehre“

1

und andere

überträgt, bestimmt er die Verfahrensgrundlage dieser Wissenschaf-

ten. Dem Subjektivismus und dem ihm zugrundeliegenden Sensua-

lismus entsprechen in der Sittenlehre der Utilitarismus, in der See-

lenlehre — Intellektualismus, Assoziationsmechanik, Determinis-

mus; weiterhin der gesellschaftliche Individualismus usw. — Abge-

sehen davon, ob sich diese so einfache Ableitbarkeit der weiteren

Systeme aus dem einfachen Empirismus vertreten läßt, die fehlende

Begründung dafür könnte nur durch die oben in Erwägung gezo-

genen Zwischenstufen — sowohl innerhalb der Reihe von Spanns

Erlebnisgrundformen wie auch zwischen dem elementar Logischen

und jenem der nächsthöheren Stufe — gegeben werden. Dazu

zwingen vor allem manche Sprünge beim Aufzählen der einzelnen

Lehren, wie zum Beispiel der Sprung zur völligen Herrschaft des

Zweifels im Skeptizismus. — Es scheint sich in diesem Fall vielmehr

so zu verhalten, daß dem bewußten empirischen Inhalt im Denken

e i n e n e g a t i v e s e l b s t b e w u ß t e R e f l e x i o n begeg-

net, ähnlich der positiven Selbstgewißheit des Denkens beim höhe-

ren Empirismus. Ähnliche Bedenken lassen sich auch zu der wohl

vorläufigen Heranziehung anthropologischer Disziplinen und zu

den ihnen zugeordneten Lehren anmelden.

Die Notwendigkeit einer weiteren Differenzierung und Abstu-

fung der Erlebnisgrundformen und der daran anschließenden lo-

1

Siehe oben S. 16.