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Wirklichkeit) eingräbt, sie zerspaltet, zersetzt“, verstanden werden
1
.
„Was das Erkennen mit seinen Werkzeugen bewältigen kann, was
als unzersetzbare Tatsache ... zurückbleibt, das muß sich hier zei-
gen: kurz, einer Erkenntnistheorie der Geisteswissenschaften ...
bedarf es, welche den Begriffen und Sätzen derselben ihr Verhältnis
zur Wirklichkeit, ihr Verhältnis zueinander sichert.“
2
Ist nun einer-
seits eine unmittelbare, in der Gesamtanschauung der geschichtlich-
gesellschaftlichen Wirklichkeit sich vollziehende Erkenntnis des
G a n z e n derselben schon praktisch deswegen unmöglich, weil das
die menschliche Anschauungskraft übersteigen würde
3
, und ist an-
dererseits jenes Zurückgehen auf den Urquell alles Erfahrens nötig,
weil alle Erfahrung und alle Wissenschaft ihren ursprünglichen Zu-
sammenhang in den Bedingungen unseres Bewußtseins haben
4
—
so ist es klar, daß eine Besinnung auf die Bewußtseinsbedingungen
„erst die Grundlagen für das Zusammenwirken der Einzelwissen-
schaften in der Richtung auf die Erkenntnis des Ganzen“ schafft
5
,
indem sie ihnen eben einen sicheren Denk- und Evidenzzusammen-
hang gibt. D i e s e sozialen Einzelwissenschaften sind dann d i e
e i n z i g e n H i l f s m i t t e l d e r E r k l ä r u n g d e r G e -
s c h i c h t e , der Erkenntnis des Ganzen von Geschichte und Ge-
sellschaft. Denn da nun die Einzelwissenschaften kraft der erkennt-
nistheoretischen Selbstbesinnung ihre Beziehungen zur Wirklichkeit
und untereinander in ihre wissenschaftliche Rechnung aufnehmen,
wird ihre Anwendung in einer „fortschreitenden Geschichtswissen-
schaft“ möglich und fruchtbar. Diese ist nun nicht Gesamtanschau-
ung, sondern A u f l ö s u n g eines unermeßlich Zusammengesetz-
ten in seine B e s t a n d t e i l e . Es verwirklicht sich demnach die
Erkenntnis des Ganzen der geschichtlich-gesellschaftlichen Wirklich-
keit — so lautet das Resumé Diltheys — „sukzessive in einem auf
1
Wilhelm Dilthey: Einführung in die Geisteswissenschaft, Bd 1, Leipzig 1883,
S. 117.
2
Wilhelm Dilthey: Einführung in die Geisteswissenschaft, Bd 1, Leipzig 1883,
S. 117.
3
Wilhelm Dilthey: Einführung in die Geisteswissenschaft, Bd 1, Leipzig 1883,
S. 138.
4
Wilhelm Dilthey: Einführung in die Geisteswissenschaft, Bd 1, Leipzig 1883,
S. XVI, 117 und öfter.
5
Wilhelm Dilthey: Einführung in die Geisteswissenschaft, Bd 1, Leipzig 1883,
S. 117.