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grundlegend für das innerste Wesen aller methodischen Prozesse, so

muß sich dies ja an der logischen Tat des Erkennens erweisen. Nur

auf diese allein kommt es an. Statt von der Materie, vom Gegen-

stande, sind wir daher durchaus nur von der logischen Form seiner

Bearbeitung, das ist eben von der Methode selbst abhängig.

Alle Wissenschaft besteht in Beschreibung und Erklärung, sobald

sie ihren Stoff in einer Weise erfaßt, die durch das k a u s a l e (und

nicht etwa durch das teleologische) Erkenntnisziel charakterisiert ist.

Man mag dabei die Erklärung auf die Beschreibung reduzieren (wie

dies ja vielfach und namentlich von empiriokritischer Seite her ge-

schehen ist) oder nicht — daß der Begriffsbildung in jeder erklären-

den Wissenschaft, soweit sie eben nomothetisch (das ist „erklärend“,

kausal-theoretisch) auftritt, grundsätzlich stets die gleichen Denk-

akte zugrunde liegen, um welchen Stoff es sich auch handle, kann

sicherlich nicht geleugnet werden! Demgegenüber ist auch die Rück-

sicht darauf, daß die Objekte im Falle der Geisteswissenschaft un-

mittelbar gegeben seien, im Falle der Naturwissenschaft hingegen

unter der Bedingung des Bewußtseins stehen, und hier daher die

Begriffselemente verschiedener Provenienz seien, völlig belanglos.

Zwar ist es denkbar, daß in dieser o n t o l o g i s c h e n Beziehung

(das heißt wegen der „Intellektualität“ oder „Phänomenalität“ un-

serer Wahrnehmung) z. B. der Kausalbegriff (und ähnliche Katego-

rien) hier einen anderen Sinn hat wie dort, jedoch kann dies niemals

eine rückwirkende Kraft auf die logische Natur des Erkenntnisaktes

selbst haben, w e n n d i e K a u s a l k a t e g o r i e n u r ü b e r -

h a u p t a u f r e c h t b l e i b t . Die „verschiedene Provenienz“

der Elemente aber tangiert die Begriffsbildung als solche nicht, denn

die bloße Verschiedenheit der Kategorien in erkenntnistheoretisch-

o n t o l o g i s c h e r Beziehung kann für die Begriffsbildung an

sich noch keine Bedeutung haben. Zu diesem Zwecke müßte viel-

mehr diese ontologische Verschiedenheit die Bedeutung haben,

e i n e a n d e r e K a t e g o r i e d e r B e t r a c h t u n g a l s d i e

d e r K a u s a l i t ä t (z. B. die des Zweckes, wie bei Rudolf Stamm-

ler!) zur He r r s c h a f t z u b r i n g e n . — Dies hat aber

Dilthey niemals behauptet.

Diese Überlegung ist ausschlaggebend für die Frage nach der

grundsätzlichen Gültigkeit der „naturwissenschaftlichen“ Methode