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wir bei Andacht und Ge- / zweiung von Eingebung im engeren
Sinne nicht sprechen können, sondern sie auf Wissenschaft und
Kunst beschränken müssen. Der Grund liegt darin, daß das Un-
mittelbare von Andacht und Gezweiung nicht in sich selbst ver-
arbeitet werden kann
1
. Deshalb kann es auch nicht als Eingebung
gesondert hervortreten. Nur j e n e s U n m i t t e l b a r e , d a s
z u s e i n e r e i g e n e n V e r m i t t l u n g o d e r V e r a r b e i -
t u n g i n G e g e n s a t z z u t r e t e n v e r m a g , k o m m t
a l s E i n g e b u n g i m e n g e r e n S i n n e z u r E r s c h e i -
n u n g . Erst durch diese Entgegensetzung des Unmittelbaren und
des Mittelbaren scheiden sich Eingebung und Verarbeitung (Zer-
legung). Dieses Durchführende, Verarbeitende, Diskursive tritt
nur im begrifflichen Denken und im fortgliedernden Gestalten
selbständig zutage, nicht auch in Glauben und Gezweiung. Von der
Verarbeitung hebt sich daher die Eingebung als selbständiger Hin-
tergrund ab.
Dadurch erst, daß das Kunstwerk die Eingebung am Grunde hat,
durch welche die übersinnliche Idee hindurchschimmert, wird die
Einheit von Gehalt und Gestalt (Inhalt und Form) zur Schönheit
im wahren Sinne dieses Wortes. Kein Kunstwerk, das nicht den
leisen Schauer metaphysischen Bewußtseins erweckt, ist wahrhaft
schön zu nennen. Dagegen ist das bloß Vergnügliche, das sinnlich
Reizende, das Angenehme durch einen Abgrund von der Schönheit
entfernt. Weil Schönheit darauf beruht, daß der Künstler den inne-
ren Grund des Dinges in der Eingebung selbst erzeugte, so bedarf sie
des wirklichen Dinges nicht. Das Angenehme, sinnlich Reizende,
das Nützliche beruht dagegen auf der Verbundenheit des Geistes
mit den äußeren Dingen, auf Wirken nach äußeren Zwecken
2
.
Indem die Tat des künstlerischen Bewußtseins ähnlich wie jene
des erkennenden Bewußtseins an die Gezweiung geknüpft ist, sind
von Anbeginn alle Brücken zur G e s e l l s c h a f t l i c h k e i t /
d e r K u n s t geschlagen, ist insbesondere auch der Zusammen-
hang zwischen Kunststil und Lebensordnung gegeben
3
.
1
Siehe oben S. 25 und 45 f.
2
Vgl. über diese und ähnliche Fragen: Gesellschaftslehre, 3. Aufl., Leip-
zig 1930, S. 294 ff. und 304 ff.
3
Vgl. Gesellschaftslehre, 3. Aufl., Leipzig 1930, S. 299 ff. und 307 ff.