Table of Contents Table of Contents
Previous Page  6243 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 6243 / 9133 Next Page
Page Background

[98/99]

89

Uber den Unterschied von A u s d r u c k s g e s t a l t e n u n d N a t u r g e -

s t a l t e n , der sich aus dem Gesagten ergibt, habe ich mich an einem anderen

Orte ausgesprochen

1

.

Die kurze Behandlung der Kunst möge damit entschuldigt werden, daß sie

in anderen meiner Werke von verschiedenen Seiten dargestellt wurde

2

.

C.

Die E n t s p r e c h u n g e n z w i s c h e n D e n k l e h r e

u n d K u n s t l e h r e

(Vergleich von Wissenschaft und Kunst)

Weil Kunst und Wissenschaft dem auf Eingebung und ihrer Ver-

arbeitung beruhenden Bewußtsein angehören, so treten Denklehre

und Kunstlehre, das heißt formale Logik und Ästhetik, in ein Ver-

hältnis durchgängiger Entsprechung oder Gleichläufigkeit.

Heute werden Denklehre und Kunstlehre völlig getrennt neben-

einander behandelt und überdies als angebliche „Normwissenschaf-

ten“ beide der Psychologie, die angeblich eine „Naturwissenschaft“,

eine „Gesetzeswissenschaft“ sein soll, entgegengestellt. In Wahrheit

ergibt sich auf jedem Gebiete des Geistes aus der Seinserkenntnis

(Ontologie) auch das Sollen (die „Norm“). Abgesehen hiervon,

müssen wir aber die grundsätzliche Trennung von Denk- und

Kunstlehre verneinen. Es besteht vielmehr grundsätzliche Entspre-

chung zwischen Wissenschaft und Kunst, daher auch zwischen Denk-

lehre und Kunstlehre. Diese Entsprechung wurde nur mangels ge-

eigneter Begriffsmittel der bisherigen Verfahren nicht erfaßt.

Um die Entsprechungen zu finden, gilt es, vom richtigen Ver-

gleichspunkte auszugehen. Dieser liegt, wie gesagt, darin: / daß so-

wohl Denklehre (Logik) wie Kunstlehre (Ästhetik) Wissenschaften

der Verarbeitung einer Eingebung sind. Allerdings sind beide Ver-

arbeitungen arteigen, also freilich auch verschieden. Wir weisen im

folgenden nur auf jene Übereinstimmungen und Unterschiede hin,

die sich aus den früheren Darlegungen von selbst ergeben.

Die erste Übereinstimmung, daß nämlich hier wie dort die

E i n g e b u n g , ferner die A u f f a s s u n g u n d A n n a h m e

1

Vgl. Der Schöpfungsgang des Geistes, Jena 1928, S. 291 f. und 498 ff.

2

Vgl. Der Schöpfungsgang des Geistes, Jena 1928, S. 270 ff.; Gesellschafts-

lehre, 3. Aufl., Leipzig 1930, S. 294 ff.; Gesellschaftsphilosophie, München 1928,,

S. 78 ff.