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gestalt zur Einzelgestalt z e r g l i e d e r n d , a n a l y t i s c h , um-

gekehrt der Rückgang vom Gliede auf das Ganze w i e d e r a u f -

b a u e n d , s y n t h e t i s c h ist. Und wie es in der Forschung in

Wahrheit keine „Induktion“ gibt

1

, so auch nicht in der künstleri-

schen Tätigkeit. Schöpfertum tritt bei beiden an die Stelle der

Induktion.

Im Hinblicke auf die Vollkommenheiten der Eingebung und

Verarbeitung drängte sich uns schon früher die grundsätzliche

Entsprechung zu T i e f s i n n und S c h a r f s i n n auf

2

. Was in

der Wissenschaft Tiefsinn und Scharfsinn trennt, das trennt in der

Kunst S c h ö p f e r k r a f t u n d G e s c h i c k l i c h k e i t , das

heißt technisches Können („Mache“ im guten Sinne des Wortes);

oder anders ausgedrückt: entspricht dem Unterschiede von Tief sinn

und Scharfsinn der von h o h e r K u n s t u n d K u n s t h a n d -

w e r k , dessen Steigerung das V i r t u - / o s e n t u m ist, das

man zu deutsch Ü b e r - M a c h e nennen könnte. Ubermache kann

allerdings zweifach verstanden werden: für den schaffenden Künst-

ler, wenn sie Eingebung vortäuschen soll; für den bloß wiederholen-

den Künstler dagegen (z. B. den Geigenspieler, Schauspieler) als

überkünsteltes, nur übersteigertes Können. Ubermache und Kunst-

handwerk können in der wiederholenden Kunst selbständig auftre-

ten, in der Wissenschaft dagegen weniger selbständig, nämlich nur

in der Form der S c h r i f t s t e l l e r e i u n d F e u i l l e t o -

n i s t i k. Das hängt damit zusammen, daß die verschiedenen Stoff-

lichkeiten, in denen die Kunst und die wiederholende Ausführung

ihrer Werke sich bewegen, dem rein Handwerklichen ein weit grö-

ßeres Feld öffnen. Daher denn auch in der Kunst infolge der langen

Handwerksübung, die sie erfordert (man denke nur an Bildhauer

und Maler) weit mehr das Wort „vita brevis, ars longa“ gilt als in

der Wissenschaft.

An die Entsprechung zwischen Tiefsinn — Scharfsinn, Schöpfer-

tum — Mache schließt sich die Entsprechung zwischen schlecht pas-

sender Z u s a m m e n w a h l oder E k l e k t i z i s m u s in der

Wissenschaft und K l i t t e r u n g o d e r S t i l m e n g e r e i in

der Kunst; ferner die allgemeineren Entsprechungen zwischen:

1

Siehe oben S. 74.

2

Vgl. oben S. 69.