[102/103]
93
E i n g e b u n g s s c h w ä c h e , V e r w o r r e n h e i t , U n l o g i k ,
I d e e n f l u c h t einerseits; eingebungsloser N a c h a h m u n g ,
K i t s c h , S c h w ä r m e r e i (Phantastik) andrerseits; weiters
zwischen begriffloser Wissenschaft, das heißt E m p i r i k e r -
t u m, einerseits und N a t u r a l i s t i k in der Kunst, das heißt
Nichtvordringen der Eingebung zum Wesen des Gegenstandes,
Hängenbleiben am Äußerlichen, andrerseits. (Hölderlin in einem
Briefe an Neuffer, 12. November 1798: „ich ... scheue das Gemeine
und Gewöhnliche im wirklichen Leben ...“.)
In persönlicher Hinsicht schließt sich an den eifrig verabeitenden,
aber nicht zur Tiefe der Eingebung vordringenden Menschenschlag,
den B i l d u n g s p h i l i s t e r in der Wissenschaft (auch hier diene
als Beispiel wieder Famulus Wagner), der / p h i l i s t r ö s e K e n -
n e r u n d S a m m l e r in der Kunst an, dem sich aber noch der
K u n s t h e u c h l e r o d e r Ä s t h e t hinzugesellt.
Endlich findet auch das, was sich oben als eine gewisse innere
L e e r e d e r W i s s e n s c h a f t ergab
1
, in der K u n s t eine
ernste Entsprechung, ebenso, wie wir hier vorwegnehmen, im
H a n d e l n . Auch Kunst kann für sich allein das Leben nicht be-
gründen, ist in diesem Sinne zuletzt unbefriedigend. Je mehr aller-
dings das, was sie in verarbeitender Tätigkeit offenbart, auf innerer
Unmittelbarkeit, Eingebung, beruht, umso mehr Fülle und Inner-
lichkeit bleibt dabei dem Geiste zu eigen. Die letzte Quelle aller
dieser Unmittelbarkeiten der unteren Stufen kann aber nur die
Unmittelbarkeit in der höchsten Stufe sein, im übersinnlichen
Bewußtsein. Weder der Naturalismus in der Kunst noch das Empi-
rikertum in der Wissenschaft noch auch der Utilitarismus des Han-
delns können erklären, warum der Mensch darin kein inneres Ge-
nügen findet. Der Stufenbau der Ausgliederungsordnung erklärt dies
mit einem Schlage und macht es innerlich verständlich.
Nach diesen Erörterungen ergeben sich ohne weitere Begrün-
dung noch die folgenden, nach inneren Gegensätzen geordneten Ent-
sprechungen
2
.
1
Siehe oben S. 83.
2
Siehe die Tafel auf S. 94.