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Das T r a g i s c h e , das man hier vielleicht vermißt, ist keine künstlerische
Kategorie im engeren Sinne, es gehört nicht der Gestaltung, sondern dem Geist-
und Lebensinhalte des Gestalteten an. Auch der große Denker, der zur Verarbei-
tung und Durchsetzung einer Wahrheit den falschen Weg geht, erleidet Tra-
gik ebenso wie der handelnde Held
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.
Alle diese einzelnen Entsprechungen gründen sich auf die grund-
sätzliche Entsprechung von Wahrheit und Schönheit, die schon frü-
her hervortrat, aber nun genauer ins Auge zu fassen ist.
Als das Wesen der Wahrheit erkannten wir die Übereinstimmung
des ausgearbeiteten Begriffes mit der ihm zugrunde / liegenden
Eingebung, nicht eigentlich die Übereinstimmung des Begriffes mit
dem Gegenstande, die sich erst abgeleiteterweise ergibt. Gewiß darf
sie nicht fehlen und ist unentbehrlich zur Wahrheit. Aber sie kann
kraft des Wesens des Begriffes, der sich von Eingebung und nicht
von Sinneseindrücken, also nicht vom äußeren Gegenstande ableitet,
nicht am Anfange stehen. Auch ist zu bedenken, daß die echte Ein-
gebung mehr Wahrheit hat als der einzelne Gegenstand selber, der
mißbildet, fehlgegliedert, unvollständig sein kann. Die Eingebung
an sich kann nie falsch sein, denn sie rührt vom Geistesgrunde der
Dinge selbst her. Was im Denken fehlerhaft sein kann, ist nur die
Verarbeitung, welche aber schon bei der falschen Auffassung, der
falschen Deutung der Eingebung beginnt. Hier stößt uns wieder
auf, was sich in anderem Zusammenhange ergab: Nur das Geschaute
hat Wahrheit, alles Ausgedachte ist gebrechlich.
Die Begriffe der Wahrheit und Schönheit entsprechen sich gegen-
seitig. Die Schönheit beruht (wie die Wahrheit) darauf, daß der
Künstler den inneren Grund des Dinges als Eingebung in sich selbst
erzeugte. Darum ist das Schöne mit dem Nützlichen und Ange-
nehmen nicht einerlei. Volle Schönheit erfordert ferner die Über-
einstimmung der ausgearbeiteten Kunstgestalt mit der ihr zugrunde
liegenden Eingebung (der Idee). Schön ist ein Kunstwerk einzig
und allein dann, wenn es die Eingebung rein gestaltet, wenn es die
Idee überall rein durchschimmern läßt. Auch im Kunstwerk darf die
Übereinstimmung mit dem von ihm Dargestellten, z. B. der gemal-
ten Eiche mit der wirklichen Eiche, nicht fehlen. Aber diese Über-
einstimmung ist ebenso wie beim Begriffe nicht das Erste, sondern
das Abgeleitete. Denn nicht aus äußerer Nachahmung der Eiche
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Vgl. darüber unten S. 108.