Table of Contents Table of Contents
Previous Page  6255 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 6255 / 9133 Next Page
Page Background

[111/112]

101

bilden seien — aus all dem z i e h t d a s W o l l e n u n d

W i r k e n n u r d i e S u m m e z u m Z w e c k e ä u ß e r e r

V e r w i r k l i c h u n g .

Der grundsätzliche Tatbestand beim Wollen und Wirken gleicht

demnach dem des zerlegenden Denkens und fortbildenden Gestal-

tens. Auch Wollen und Wirken ist wie diese: Verarbeitung, Voll-

endung eines Vorgegebenen. Während aber Denken und Gestalten

in der eigenen Ebene bleiben, ist das Wirken eine Verarbeitung,

die auf neuer Stufe vollzogen wird. Wenn man sagen kann, daß der

schließende Gedanke ebenso wie die fortbildende Gestaltung nur die

Eingebung „entfalte“, „auswirke“, so gilt hier das gleiche. Aber

Wollen und Wirken ist eine Verarbeitung des schon Verarbeiteten,

und zwar auf der neuen Ebene der Verwirklichung nach außen hin.

Hiermit ist gezeigt, daß das ausübende Bewußtsein nicht selbst,

sondern nur mittelbar auf Eingebungen zurückgehe. Jene / Ein-

gebungen, die dem Geglaubten, Geliebten, Gewußten, Gestalteten

zugrunde liegen, finden im Handeln ihre letzte Darstellung. Dazu

kommt der Erlebnisgehalt der Sinnlichkeit. Ferner liegen die Mittel

des Handelns in der Sinnlichkeit.

Mit dieser Begriffsbestimmung ist die Arteigenheit des Wollens

und Wirkens erklärt, und zwar als jene verarbeitende Setzungskraft

(Aktivität) eigener Geistesstufe, die aus allem Vorgeordneten die

Summe zieht (oder sie auch, kraft ihrer Vita propria, nicht zieht,

nämlich wenn es nicht zum Handeln kommt). Zugleich ist damit

die Stellung des Handelns im Gesamtgliederbau des Geistes be-

stimmt. Verarbeitende Setzungskraft („Aktivität“, „Energie“) ist

ja auch im gliedernden Denken, Gestalten, Lieben, aber sie verbleibt

hier jeweils in der eigenen Ebene. Erst wenn der als Wert erfaßte

gesamte Geistesgehalt Z i e l ä u ß e r e r V e r w i r k l i c h u n g

wird, erst dann tritt der Geist aus seiner Innerlichkeit tatsächlich

heraus und bildet sich der äußeren Welt ein, erst dann entsteht

Wollen und Handeln. Das Arteigene des Wollens und Wirkens im

Vergleiche zu der verarbeitenden Tätigkeit in Denken und Gestal-

ten verdeutlichen wir am besten, wenn wir es als ein zusätzliches,

neues Verarbeitungsstreben, welches Hindernisse außerhalb der

Ebene der reinen Innerlichkeit zu überwinden hat, fassen. Das

spricht Faust aus: