Table of Contents Table of Contents
Previous Page  6296 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 6296 / 9133 Next Page
Page Background

142

[158/159]

„das Anderssein der Idee“. Indem die Idee von der Natur zu sich

selbst zurückkehrt, dadurch also die Natur sich zum Gegenstande

macht, wird sie Geist. Der Übergang dazu ist nach Hegel der tieri-

sche Gattungsprozeß, der „höchste Naturprozeß“, die „erste Ent-

wicklungsstufe des Geistes im Übergang von der Natur zum Gei-

ste“

1

. „Der Geist muß zuerst mit der Natürlichkeit verflochten

erscheinen: als beseelter Leib in der Existenzweise des animalischen

Lebens und in einer Vielheit von Individuen“

2

. So wird das kon-

krete Subjekt „wirkliche Identität des Allgemeinen und Einzel-

nen“

3

. — Es ist ersichtlich, daß diese Lehre der Identitätsphiloso-

phie wohl an die letzten Hintergründe des Verhältnisses von Leib

und Seele herangeht, daß sie aber die konkreten Tatsachen nicht

klärt, nämlich, wieso Leib und Seele trotz ihrer konkret gegensätz-

lichen Natur miteinander in Verbindung treten können.

6.

Die Lehre von der Gezweiung höherer Ordnung zwischen

Geist und Körper

Der Grundgedanke dieser Lehre, die an anderer Stelle näher be-

gründet wurde

4

, ist, daß der Geist nicht mit dem Grobstofflichen

des Leibes, sondern mit dem Geistähnlichen, das sich an der Stoff-

lichkeit des Leibes findet, den immateriellen Wurzeln der Materie,

verbunden sei; und zwar in Gegenseitigkeit verbunden. Jedoch

ist diese Gegenseitigkeit nicht dieselbe wie zwischen Geist / und

Geist (in der Gezweiung), also kein unmittelbares Aneinander-

Werden, sondern eine Verbindung zwischen zwei Wirklichkeiten

von verschiedener Ordnung, nämlich dem Geiste und dem Geist-

ähnlichen des Stoffes. Die Gegenseitigkeit ist daher von entfernterer

Ordnung und darum nennen wir diese Verbindung am bezeichnend-

sten eine G e z w e i u n g h ö h e r e r O r d n u n g .

Die Gründe, welche den Lehrbegriff der Gezweiung höherer Ord-

nung für die Erklärung des Verhältnisses von Geist und Leib den

bisherigen Lehrbegriffen überlegen erscheinen lassen, erblicken wir

im folgenden:

1

Johann Eduard Erdmann: Leib und Seele, Halle 1849, S. 49.

2

Johann Eduard Erdmann: Leib und Seele, Halle 1849, S. 79.

3

Johann Eduard Erdmann: Leib und Seele, Halle 1849, S. 69.

4

Vgl. Der Schöpfungsgang des Geistes, Jena 1928, S. 177 ff.