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samtganze des Menschheitsgeistes wesensgemäß in verschiedenen

Unterganzheiten darstellen wird. Und eben diese sind die Men-

schenschläge.

7.

Ist der Geist durchgängig an den Leib gebunden?

Die Frage, ob alles Geistige durchgängig und eindeutig an den

Leib gebunden sei, kann aus der äußeren Erfahrung schwer beant-

wortet werden. Aus der Parallelismuslehre folgt die durchgängige

Gebundenheit begriffsgemäß (überdies schon wegen der „geschlos-

senen Naturursächlichkeit“); aus der Wechselwirkungslehre müßte

hingegen gefolgert werden, daß die Gebundenheit keine durch-

gängige sei. Aus dem Begriffe der Gezweiung höherer Ordnung

folgt ebenfalls eine Verneinung der durchgängigen Gebundenheit.

Denn Verbindung des Geistes mit den vorstofflichen Wurzeln der

Stofflichkeit hebt infolge der Führung, die dem Geiste darin we-

sensgemäß zukommt, seine Freiheit und Selbständigkeit gegenüber

dem Stoffe nicht auf.

Setzen wir uns aber damit nicht dem Vorwurfe aus, daß wir

einen n a t u r l o s e n G e i s t , ein naturloses Ich annehmen? /

Wir nehmen weder einen naturlosen Geist noch auch eine durchgän-

gige Gebundenheit des Geistes an die Organe des Leibes an. Die

Lehre von der Ausgliederungsordnung des Geistes gibt uns die

Mittel an die Hand, diese vielumstrittene Frage anders anzufassen

als bisher.

Auf die Tatsachenfragen im einzelnen, z. B. welche Bedeutung

Nervenverletzungen, Veränderungen der inneren Organe, Lokali-

sationen im Gehirn haben, brauchen wir uns dabei nicht einzulas-

sen. Entscheidend ist vielmehr der Satz: daß a u c h d o r t , w o

d e r G e i s t o f f e n s i c h t l i c h a n d i e O r g a n e d e s

L e i b e s g e b u n d e n i s t , n i c h t e i n e d u r c h g ä n g i g e

B i n d u n g s t a t t f i n d e , sondern der Geist immer noch über

dem leiblichen Organ stehe.

Wie wir das meinen, wird am einfachsten ein Vergleich lehren.

Der Schütze, welcher mit einem Gewehr schießt, ist zweifellos von

diesem seinem Werkzeug abhängig und daran gebunden. Aber

dennoch steht sein Wille und sein Gedanke noch darüber, sofern

er nämlich das Gewehr als Werkzeug zu verwenden oder es nicht