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IX.
Die Vorstufe des geistigen Lebens: Die Leiblichkeit
des Menschen. Die Umwelt
Bis jetzt haben wir uns mit den Leistungsschichten oder Stufen
des Geistes selbst beschäftigt. Nunmehr wenden wir uns seiner
Vorbedingung oder Vorstufe zu, dem menschlichen Leibe.
A.
Das W e s e n d e r L e i b l i c h k e i t
Nicht mehr von den Sinnesempfindungen, sondern von dem Leibe
selbst als dem Träger der Sinnesorgane ist jetzt die Rede.
Der Leib des Menschen ist nicht nur ein Inbegriff von Stofflich-
keit schlechthin, sondern grundlegenderweise zuerst ein G l i e -
d e r b a u v o n V e r r i c h t u n g e n . Er ist daher keineswegs
als eine einfache „Erfahrungstatsache“ im Sinne der mechanisti-
schen Physik hinzunehmen, sondern er muß aus seinen geistigen
Gründen erklärt werden. Der Geisteslehre ergibt sich hier die große
Aufgabe: den leiblichen Verrichtungsbau aus der S t e l l u n g d e s
L e i b e s z w i s c h e n G e i s t u n d k ö r p e r l i c h e r U m -
w e l t zu begreifen, und das heißt vor allem, ihn aus den Entspre-
chungen des geistigen Lebens zum inneren Verrichtungsbaue des
Leibes zu begreifen, ja abzuleiten.
Solche Entsprechungen liegen zum Teil handgreiflich nahe, zum
Teil sind sie allerdings nicht leicht nachzuweisen. Daß z. B. die ge-
schlechtlichen Verrichtungen eine Entsprechung dessen sind, was
Dauer im irdischen Leben der Menschheit hat, nämlich der Gattung,
daß sie nur hier ihre Wurzeln haben können, liegt am Tage. Wir
verfolgen aber diese Aufgabe an dieser Stelle nicht weiter. Denn wir
werden ihr später wieder begegnen, nämlich bei der Ableitung der
gesamten Ausgliederungsordnung
1
.
B.
E n t s p r e c h u n g d e r L e i b l i c h k e i t : d i e U m w e l t
Die Bedeutung der Umwelt ist zu betrachten dem reinen Wesen
der Sache nach und der Entartung (Fehlausgliederung) nach. Dem
1
Siehe unten S. 165 ff.