Table of Contents Table of Contents
Previous Page  6294 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 6294 / 9133 Next Page
Page Background

140

[156/157]

Man kann sagen, daß die Parallelismushypothese praktisch auf

versteckten Materialismus hinauslaufe. Das gleiche zeigt sich auch

von der rein begrifflichen Seite der Lehre her.

b) Die Parallelismuslehre setzt auf der Naturseite rein gesetzli-

chen Ablauf der Geschehnisse, g e s c h l o s s e n e N a t u r k a u -

s a l i t ä t voraus. Das würde bedeuten, daß auch diejenigen Vor-

gänge, die auf der geistigen Seite dem leiblichen Naturgeschehen

zugeordnet sind, eindeutig bestimmt sein müssen. Damit wäre aber

jede Freiheit des Geistes ausgeschaltet. Die geistigen Vorgänge wären

ebenfalls nur Abläufe, deren naturhafte Gesetzlichkeit von der kör-

perlichen Seite her erschlossen werden könnte. Wer die Geschichte

der sensualistischen Seelenlehre seit Locke und Hume kennt, wird

zugeben müssen, daß dieser schließlich materialistische Gesichts-

punkt das Ausschlaggebende der Forschung war.

Um jedes Mißverständnis zu beseitigen, bemerken wir noch aus-

drücklich, daß „Parallelismus“ im Sinne dieser Lehre keine sinnvolle

Entsprechung, sondern äußerliche Zuordnung, also eine rein mecha-

nische Gleichläufigkeit bedeutet.

3.

Okkasionalismus und vorausbestimmter Einklang

Er erkennt die Schwierigkeiten der Gleichläufigkeit sowohl wie

der Wechselwirkung. Daher strebt er nach Vermittlung, hält aber

G o t t für das bei jeder einzelnen Gelegenheit (occasion) Vermit-

telnde zwischen Leib und Geist. (Hauptvertreter G e u 1 i n c x.)

Verwandt ist die Lehre vom vorausbestimmten Einklang, der

„prästabilierten Harmonie“, welche diese Vermittlung als eine be-

sondere Veranstaltung der Vorsehung bezeichnet. L e i b n i z ,

der Urheber dieser Lehre, beschränkt diesen vorausbestimmten Ein-

klang aber nicht auf Leib und Seele des Menschen allein, sondern

erweiterte ihn auf alle Wirkungen der Monaden unter- / einander.

Die Tätigkeit der Monaden beschränkt sich auf ihr Inneres, sie

haben „keine Fenster, durch welche etwas in sie hineinsteigen

könnte“. Darum ist der Zusammenhang mit den andern Monaden

nur infolge vorausbestimmter Harmonie, die alle mit allen im Zu-

sammenhang stehen läßt, möglich.