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[153/154/155]

reinen Wesen der Sache nach gilt der Satz: Der G e i s t s t e h t

ü b e r d e r U m w e l t , der Geist bestimmt, was und / in

welchem Sinne ihm das Naturgegebene Umwelt sei. Denn aus sei-

nem System der Ziele kommt erst die Werkzeuglichkeit des Han-

delns, das auf die Umwelt gerichtet ist.

Der Entartung nach gilt: Wer sich von den Umständen, äußer-

lichen Trieben, Reizen, Eindrücken treiben läßt, wer zu dem wird,

was die äußeren Verhältnisse aus ihm machen, der ist in demselben

Maße, als das geschieht, keine geistige Persönlichkeit, kein selbst-

bewußtes Wesen, sondern Ding. Aber die Verdinglichung des Men-

schen ist nur bis zu einem gewissen Grade möglich, denn je mehr

er Ding wird (Objekt), umso weniger ist er Geist. Daraus erhellt,

daß die „Milieulehre“ oder Umweltlehre, welche den Geist von der

Umwelt grundsätzlich abhängig sein läßt, indem sie die Sinnes-

eindrücke von den Reizen (der Umwelt) und das höhere Geistes-

leben von den Sinneseindrücken ableitet, falsch ist.

Das ist Sensualismus, der sich immer wieder als unrichtig erwies.

Ist dagegen, wie sich zeigte, das höhere Geistige ursprünglich, ja ist

nur der Apriorismus richtig, dann kann der Geist die Umwelt

selbst zwar nicht schaffen, aber er ist es, welcher aus der äußeren

Umwelt innerhalb sehr weiter Grenzen auswählt, also in diesem

Sinne bestimmt, was zur Umwelt werde; und welcher die auf die

äußere Umwelt bezüglichen Empfindungen und Wahrnehmungen

erst formt und gestaltet; welcher endlich überall dabei Freiheit und

damit den V o r r a n g sämtlicher Geistesstufen vor der Umwelt

beweist

1

.

Die Umwelt selbst, die Natur ist nicht absolut geistesfern, sondern ist in

vermitteltem Sinne gleichsam eine Bilderschrift des Geistes. Ewig wahr bleibt

der letzte Grundgedanke der Naturphilosophie Schellings

2

.

C. G e i s t u n d L e i b

Die Aufgaben, die sich hier ergeben, zeigt uns am besten ein

Überblick über die bisherigen Lehrbegriffe. Wir streben / dabei

1

Mehr darüber siehe in meiner Gesellschaftslehre, 3. Aufl., Leipzig 1930,

S. 146 ff.

2

Vgl. darüber unten Rückverbundenheitslehre.