Table of Contents Table of Contents
Previous Page  6328 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 6328 / 9133 Next Page
Page Background

174

[192/193/194]

wußtseins die gesamten Möglichkeiten erschöpft. Weitere ursprüng-

liche Leistungsschichten, Stufen oder Weisen des Geistes sind dem

Wesen der Sache nach unmöglich. Haben wir aber neben dem Geiste

noch die Außenwelt als Vorgegebenes, dann er- / öffnet sich der

Ableitung ein neues Gebiet: Es bleibt dann noch eine Wendung zu

dem übrig, was nicht der Geist selbst ist, zur Außenwelt.

Der erste Ansatzpunkt für diese Wendung liegt im Wissen.

Wissen enthält Sein, aber nur als ideellen Gegenstand. Erst wenn

das im begrifflichen Wissen liegende Enthalten eines Seins zum

Vermögen wird, es in das Reell-Sinnliche zu übertragen, wenn also

Wissen zum praktischen Können wird, dann haben wir den Über-

gang vom Wissen zum Handeln. Das Handeln kann, weil es nach

außen hin gerichtet ist, seinem eigensten Wesen und Sinne nach

nicht mehr ideell bleiben, es muß sinnlich-reell werden, das heißt,

mit werkzeuglichen Stoffen Änderungen in der stofflichen und

äußeren Wirklichkeit hervorbringen. Hiermit ist das Handeln be-

reits abgeleitet: Es ist seinem Wesen nach eine Vermittelbarung des

Geistes auf neuer Ebene, auf der Ebene der äußeren Naturwelt.

Im Handeln tritt der Geist zum ersten Male mit der Außenwelt

in eine tätige, wirksame, nicht nur in eine ideelle Verbindung. Zwar

ist auch schon in Gezweiung, Wissen und Kunst etwas von Sinn-

lichkeit (also von Außenwelt) notwendig enthalten, jedoch in

grundsätzlich anderer Weise; in solcher Weise nämlich, daß die

sinnlichen Hinweise ideell bleiben, also der Geist noch in sich selbst

verharrt. Mit dem Wissen der Eiche wird die sinnliche Eiche nicht

geschaffen, denn, wie schon Aristoteles sagt: „Nicht der Stein ist in

der Seele, sondern die Form des Steines“

1

. Auch mit dem Dichten

des Schauspieles werden keine wirklichen Helden ins Leben ge-

rufen. Die Gestalt in der Kunst geht zwar auf Versinnlichung

(z. B. in Tönen), aber sie bleibt noch eine geistige Schöpfung. Auch

die Gezweiung meint den anderen Geist als solchen, als Geist (bloß

vermittelnderweise treten in ihr die leiblich-sinnlichen Eindrücke

zwischen den Menschen hinzu); erst im Wollen und Handeln / tritt

der Geist dem Wesen der Sache nach in eine nicht mehr ideelle,

sondern stoffliche Verbindung mit der Welt. Im Wollen und Han-

deln wird die Überleitung und grundsätzliche Wendung zur Welt

1

Aristoteles: Uber die Seele, III, 7, 431b, 21 ff.