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dadurch vollzogen, daß der geistige Inhalt als Ziel, und zwar als
Ziel ä u ß e r e r Verwirklichung gesetzt wird. Geistige Inhalte als
Z i e l e gibt es auch in Glaube, Gezweiung, Wissen und Kunst, aber
hier bleiben sie noch in der Ebene der Innerlichkeit. Nicht daß
etwas Ziel wird, bezeichnet daher die grundsätzliche Wendung, son-
dern daß das Ziel in der äußeren Welt verwirklicht werden soll!
Das geschieht in Wollen und Handeln. Wollen ist auf Handeln hin-
geordnet, daher Vorstufe des Handelns. Im Handeln wird das Wol-
len durchgeführt, wird der Leib werkzeuglich in Bewegung ge-
setzt und ebenso die Stofflichkeit der Außenwelt.
Aus Wesen und Begriff des Handelns ergeben sich folgende Unterscheidungen:
1.
Als ausdrückendes Handeln, welches, wie die Gebärde, das Wort, der Tanz,
mehr oder weniger unmittelbar die geistige Gestalt in die eigene leibliche umsetzt.
In der Regel aber muß ein eigenes Zwecke verwirklichendes Handeln eingeschoben
werden.
2.
Als Zwecke verwirklichendes Handeln tritt es a) in der äußeren Durch-
führung der Kunst auf, der Kunstfertigkeit, Technik, Arbeitskunst, wie sie z. B.
der bildende, tonsetzende, schreibende, sprechende Künstler, aber auch der Wirt-
schafter zur Einbildung seiner geistigen Inhalte in den Stoff anwenden muß;
b) ferner tritt es, diese äußere Arbeitskunst zum Behufe der Zielerreichung
voraussetzend, auf als veranstaltendes oder organisierendes Handeln; c) als wirt-
schaftliches oder Mittel beschaffendes Handeln. — Diese Arten des Handelns
sind einsichtig-ableitend aus dem Wesen desselben entwickelbar, wie schon diese
Andeutungen erkennen lassen, gehen aber mehr die Gesellschaftslehre als die
Geisteslehre an
1
.
Blickt man auf die angeführten Stufen zurück, so findet man, daß
mit dem Handeln der Geist sich ausgegeben, sein gesamtes inneres
Sein zur Entfaltung gebracht habe.
Vom Glauben und Gezweiungsbewußtsein bis zum Wollen und
Handeln geht der Geist seinen geraden Ausgliederungsweg, / der
das in ihm enthaltene Sein durch V e r m i t t e l b a r u n g zur
Darstellung bringt, zu Ende.
Aus dem Gezweiungsbewußtsein mit dem in ihm gebundenen
Urunterschiede der beiden Gezweiten folgt mithin ein System
entsprechungsmäßigen Enthaltenseins; ein System der Entsprechun-
gen, welches durch Vermittelbarung bezeichnet wird und der ein-
* S.
1
Vgl. meine Gesellschaftslehre, 3. Aufl., Leipzig 1930, S. 269; siehe oben
S. 105 f.