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bewußtseins, kein verarbeitendes Gezweiungsbewußtsein, geben
könne, und darin liegt auch der Übergang zum Wissen.
Es leuchtet ein, daß sowohl die Einerleiheit mit sich selbst wie
die Vereinerleiung mit dem Andern dem Wesen nach Unmittel-
barkeit zum Ziele hat. Über dieses Ziel kann nicht hinausgeschrit-
ten werden. Das, was als Einerlei empfunden wird, kann nur un-
mittelbar empfunden werden. Eine Auseinanderlegung, Verarbei-
tung, diskursive Trennung ist dem Wesen der Sache nach undenk-
bar: Daher gibt es keine arteigene Vermittelbarung in der Ge-
zweiung.
Daraus folgt aber weiter: Soll eine Vermittelbarung des in der
Gezweiung Enthaltenen überhaupt erfolgen, so muß es auf eine
spätere Stufe verschoben werden. Die Gezweiung fordert damit
zur Vollendung und Auswirkung die folgende Stufe.
D.
Die S t u f e d e s a u f E i n g e b u n g b e r u h e n d e n
B e w u ß t s e i n s
Die weitere Entfaltung des Geistes geschieht durch die Los-
lösung der Eingebung vom Geiste im Wissen und durch die Wieder-
vereinigung mit der Eingebung in der Kunst.
1.
Die Stufe des Wissens
Der Hinweis auf die nächstfolgende Stufe des Geistes, das Wissen,
liegt nun bereits in der Gezweiung selbst, und zwar in dem aller-
dings noch gebundenen Unterschied von „Selbstsein“ und „Der-
Andere- / Sein“. Dieser Unterschied enthält schon eine (latente)
Selbstunterscheidung vom Andern; in ihr liegt der wesenhafte
Hinweis auf das Wissen. Soweit in der Gezweiung der Andere nicht
ich-selbst ist und nicht als ich-selbst empfunden wird, ist dieser
Andere — G e g e n s t a n d . Damit erweist sich aber das Wissen,
wenigstens der Anlage nach, bereits in der Gezweiung enthalten,
denn Wissen ist: Vergegenständlichung, Objektivierung, Selbst-
unterscheidung des Subjekts vom Objekte.
Allerdings ist damit das Wissen selber noch nicht verwirklicht
(aktualisiert). Wie kann es dazu kommen? — Innerhalb der Ge-