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Ausgliederung ihrem reinsten Wesen nach Selbstsetzung sei, hat

uns keiner so klar wie Fichte gelehrt; daß diese mit dem Begriffe

des Actus purus Zusammenfalle und durch ihn erläutert werde, er-

gibt sich aus alter philosophischer Weisheit.

Haben wir aber so das Wesen aller Teilinhalte als selbstsetzende

Ausgliederungstat verstanden, dann ergibt sich, daß diese in allen

Leistungsschichten, auf allen Stufen vorhanden sein müsse. Da aber

Ganzheit überall Führung und Geführtes kennt, so läßt sich ein-

sichtig verstehen, daß die selbstsetzende Ausgliederungstat des Gei-

stes sowohl in empfangender wie / in eigentätiger, das heißt ver-

arbeitender, Form auftrete. Empfangend ist sie gegenüber der Ein-

gebung, eigentätig in der Verarbeitung.

Da sich aus dem ganzheitlichen Lehrbegriffe auch ergibt, daß die

menschliche Selbstsetzung keine absolute, sondern nur Schaffen

aus Geschaffenwerden ist, so folgt daraus auch: daß die e m p -

f a n g e n d e d i e h ö h e r e F o r m s e i , i n w e l c h e r U n -

m i t t e l b a r k e i t l i e g e , das heißt aber: Erschaffenwerden; die

niedere aber die Endform, in welcher eigenes Schaffen sich zeige.

Daß diese beiden Formen wieder auf allen Stufen auftreten müs-

sen, ergibt sich ebenfalls einsichtig. Endlich sind auch E r i n n e -

r u n g u n d G e d ä c h t n i s , wenn Vergessen als Schwächung der

Setzung (in ihrer Ganzheit), Wiedererinnerung als Wiederherstel-

lung des Actus purus, Wiederherstellung des Unterbrochenen gefaßt

wird, einsichtig aus dem Wesen der Ausgliederung und der Um-

gliederung zu erschließen.

Unser Ergebnis ist: Dem G e s c h a f f e n w e r d e n entspricht

das eigene S c h a f f e n (der Unmittelbarkeit die Vermittelbar-

keit); dem Ausgliedern und Umgliedern entspricht die Wiederher-

stellung (Festhaltung) desselben im G e d ä c h t n i s s e .

V o l l k o m m e n h e i t u n d U n v o l l k o m m e n h e i t zei-

gen sich hier ebenso wie früher als eine Abwandlung aller Kategorien

auf sämtlichen Gebieten, auf die der Ganzheitsbegriff angewendet

werden kann, bereiten daher in der Geisteslehre keine Schwierig-

keiten und Überraschungen. Die Bedeutung des Satzes, daß S o l -

l e n v o r S e i n g e h e , wird hier am einsichtigsten offenbar.