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181

III.

Gesichtspunkte zur Ableitung der Leiblichkeit

des Menschen

Bis jetzt haben wir das Sinnliche vornehmlich als Inhalt, an dem

sich das Geistige entfalten könne, behandelt. Nun bleibt noch die

Frage offen, wieweit die Leiblichkeit des / Menschen, welche (nebst

der Umwelt) die Grundlage der sinnlichen Empfindungen aller

Art bildet, einsichtig verstanden werden könne. Wieweit sie aus

den Voraussetzungen des Geistes ableitbar sei.

A.

Die G e z w e i u n g h ö h e r e r O r d n u n g z w i s c h e n

G e i s t u n d S t o f f

Um die Leiblichkeit des Menschen zu verstehen, müssen wir an

die Art der Verbindung von Geist und Stoff erinnern. Eine un-

mittelbare Verbindung des Geistes mit dem Stoffe ist unmöglich,

wie sich zeigte, da der Geist unräumlich ist. Der Geist kann sich

nur mit den immateriellen Wurzeln des Stoffes verbinden. Diese

Verbindung nannten wir „Gezweiung höherer Ordnung“. „Ge-

zweiung“ nennen wir sie darum, weil dabei sowohl Geist wie Stoff

in ihrer Weise a n e i n a n d e r werden, wie ja in aller Gezweiung

gegenseitiges Sich-Erschaffen herrscht.

Wie ist nun dieses Aneinander-Werden beider zu bestimmen?

Das ist die erste grundsätzliche Frage, die sich beim Versuche einer

einsichtigen Ableitung des Entsprechungsverhältnisses von Sinn-

lichkeit und Geist in unserem Zusammenhange auftut. Ihre Beant-

wortung ist nicht völlig unerschwinglich. Der Geist erhält durch

die Gezweiung höherer Ordnung mit der stofflichen Welt jene in-

haltliche Bestimmtheit und Bereicherung, welche wir in der „Sinn-

lichkeit“ vor uns haben. Entscheidend dabei ist aber: daß diese in-

haltliche Bestimmtheit nicht nur in äußerlichem Sinne eine K u n d e

von der sinnlich-stofflichen Welt sei; sondern er e n t f a l t e t sich

auch an ihr, wie der Entfaltungsgang von der Gezweiung zu Wis-

sen, Kunst und Handeln an seiner fortschreitenden Versinnlichung

zeigte. Darin liegt also ein Werden des Geistes am Stoffe.

Aber jede Gezweiung muß Gegenseitigkeit an sich haben. Auch

das Stoffliche muß am Geistigen irgendwie werden. Auch die stoff-