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[204/205]

zungen der Gezweiung höherer Ordnung hergenommen werden,

welche wieder auf das Zwischengebilde, den geistigen Leib, führt.

Der Begriff des geistigen Leibes ist in der Geschichte der Geisteslehre nicht

unbekannt. Er hat im Laufe der Zeiten viele Namen erhalten. Da ein Weg aus

dem Nichtsinnlichen in das Sinnliche, aus dem Geistigen und Vorstofflichen in

das Räumlich-Stoffliche für jede tiefere geistige Auffassung des menschlichen

Wesens notwendig angenommen werden muß, ist der Begriff eines geistigen

Leibes oder, was ihm entspricht, allen höheren Philosophien eigen gewesen. In

der i n d i s c h e n S e e l e n l e h r e werden sogar mehrere solche Zwischen-

gebilde oder Abstufungen angenommen, das linga sharira und kamaruna. Bei

P l a t o n , b e i d e n N e u p l a t o n i k e r n heißt es:

σώμα ψυχικόν

oder

πνευ

-

ματικόν

.

Bei P a r a c e l s u s heißt es siderischerLeib oder überelementischerLeib,

auch Astralgeist, bei Jakob B ö h m e u n d B a a d e r Tincturleib, bei der Seherin

von Prevorst Nervengeist, Immanuel Hermann F i c h t e nennt es innerer Leib,

Carl Gustav C a r u s ätherische Substanz. Vielfach wird der Name „Lebensgeist“

gebraucht, im neuzeitlichen theosophischen Schrifttume auch „Astralleib“ (so Du

Prel), „Ätherleib“ (Rudolf Steiner), „Meta-Organismus“ (von Hellenbach).

Sofern der neuzeitliche „Okkultismus“ allerdings in dem „feineren Leib“ nur

eine Verdoppelung des menschlichen Körpers und dessen sämtlicher Organe in

ihm vorgebildet sieht, müssen wir diese Annahme ausdrücklich zurückweisen. Dann

könnte man diesen feineren Leib ja nochmals in einem noch feineren vorgebildet

und verdoppelt sehen usf. ohne Ende. Auch in anderer Hinsicht ist diese Annahme

unlogisch. Denn es handelt sich doch bei Zwischengebilden dieser Art immer um

den Übergang aus dem Unräumlichen in das Räumliche, dem Vorstofflichen und

Geistigen in das Stofflich-Leibliche. Dieser Übergang vermag schon deshalb das

räumlich-stoffliche Ausgliederungsbild des Leibes nicht widerzuspiegeln, weil er

selber ja nicht räumlich sein kann. Auch das Auftreten sogenannter P h a n -

t o m e , / welche die Vermutung der Verdoppelung des Leibes durch einen

feineren Leib veranlaßten, kann meines Erachtens die Verdoppelung in Wahrheit

nicht begründen. Das „Phantom“ könnte (sofern überhaupt der pneumatische

Leib zu seiner Erklärung herangezogen wird) bloß eine Verräumlichung des

pneumatischen Leibes sein, ein plastisches Ergebnis desselben, während er selbst

die bildende Kraft, ein Vorräumliches bleibt.

Als vorräumlicher könnte der pneumatische Leib auch niemals sichtbar sein,

weshalb die „Aura“ der Theosophen, falls sie anerkannt würde, nur als Aus-

strömungsergebnis, nicht selbst als das Zwischengebilde zwischen Geist und Leib

betrachtet werden könnte

1

.

2. Herz und Atmung

Um den Ursprung der Gliederung unserer leiblichen Verrichtun-

gen und damit des menschlichen Leibes selbst zu finden, müssen wir

jenen Punkt bestimmen, in welchem der unmittelbare Einfluß des

pneumatischen Leibes stattfindet. Dies ist nach uralter Überliefe-

1

Zum neuzeitlichen Schrifttum hierüber vergleiche das sorgfältige Werk von

Emil Mattiesen: Der jenseitige Mensch, Berlin 1925, S. 570 ff., 581 f. und öfter.