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Die reine Kugel ist eine geometrische Erfindung. Überhaupt
sind geometrische Gestalten keine wahren Gestaltungen. Die
Natur verschmäht sie, sie verderben den echten Gestaltbegriff
wegen ihrer abstrakten Homogenität, ihrer Individualitäts-
losigkeit.
Nicht zufällig sind die Bahnen der Gestirne keine reinen
Kreise, sondern Ellipsen, sie haben daher z w e i B r e n n -
p u n k t e — also bevorzugte Richtungen, Gefüge! Dasselbe gilt
von der Erde, die n i c h t n a c h t r ä g l i c h „ a b g e p l a t t e t “
ist, sondern von Natur ein Rotationsellipsoid ist, also ebenfalls
z w e i M i t t e l p u n k t e , also ebenfalls bevorzugte Richtun-
gen in ihrem inneren Bau hat. Echte Gestalt ist überall ungleich-
artig. Auch die gestaltenschwachen Flüssigkeiten und Gase
bilden in der Wirklichkeit keine geometrischen Gestalten (der
Tropfen ist keine reine Kugel) und sind auch nicht absolut iso-
trop noch absolut homogen
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Nun wird verständlich, daß der Kristall auch inneren For-
menreichtum, das heißt Gefüge haben m ü s s e . Demgemäß
zeigt er nach verschiedenen Richtungen hin verschiedene Ela-
stizität, verschiedene Kohärenz, Ritzbarkeit, Spaltbarkeit, Wär-
meleitungsfähigkeit, sogar verschiedene elektrische Polarität
und chemische Verschiedenheiten (Anisotropie). So reich ist das
innere Kristallgefüge.
Es ist nunmehr einsichtig zu verstehen: Da die Natur auf
Verräumlichung, und also Gestaltung, beruht, kann sie niemals
völlig homogene Gestaltung, sondern stets nur eine solche mit
bevorzugten Richtungen (Achsen) und Eigenschaften, nur ge-
fügte, nur vielfältige, wachstümliche Verräumlichung zeigen.
Aus der Verschiedenheit dieser Bevorzugungen stammen die
verschiedenen Kristallsysteme (das tesserale usw.). Ihr letzter
Grund liegt nicht in mechanischen „Molekularkräften“, sondern
im Vorräumlichen, in der verschiedenen Bestimmtheit der vor-
räumlichen Wesenheiten. Wenn z. B. Kochsalz in Würfelform
kristallisiert, so heißt das: daß die vorräumliche Wesenheit, der
intelligible Charakter des Kochsalzes, in solchen inneren Lebens-
rhythmen, in solcher Zeitgestalt sich kundtut, deren räumliche
Folge als bevorzugtes Vorwärtsstürmen gerade in jenen Rich-
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Darüber später mehr, siehe S. 70ff.