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Zu allen diesen Religionen ist zu bedenken, daß sie allerdings
vielgestaltige M y t h o l o g i e n u n d K u l t e haben, diese sich
aber, von dem letzten Kern der mystisch-religiösen Offenbarung aus
gesehen, auf denen sie beruhen, wie ein bloßer A n h a n g zu die-
sen Offenbarungen ausnehmen, daher in ihrem mystischen Grund
monotheistisch sind.
Desgleichen ist noch zu bedenken, daß auch alle die genannten
Religionen eine A h n e n - u n d T o t e n v e r e h r u n g enthalten,
welche zwar in der Praxis des religiösen Lebens abermals recht ver-
schiedene Formen annimmt, die meist eine große Rolle spielen, in
ihrem Kern aber überall das gleiche ist: Ausdruck der zuletzt my-
stisch begründeten Unsterblichkeitsüberzeugung. Auch die prakti-
schen Formen der Totenverehrung haben demnach nur die Bedeu-
tung eines A n h a n g e s zur Religion. Denn die Religion ist das
konkrete Verhältnis zu Gott selbst, und in diesen Konkretionen ist
die äußere Form der Totenverehrung nur ein peripherer Teil, ein
Anhang.
Sind nun alle diese Offenbarungen ihrem Kern nach so sehr ver-
schieden? Auf den l e t z t e n m y s t i s c h e n G r u n d z u -
r ü c k g e f ü h r t , s c h w i n d e n d i e V e r s c h i e d e n h e i -
t e n d a h i n !
Das Tao,
das Brahman,
das Nirvâna (dieses mystisch verstanden, nicht nihilistisch),
das Lichtreich der ägyptischen Sonnenreligion (Echnaton),
das Lichtreich Ahura Mazdahs,
das nach der Götterdämmerung wieder hergestellte Lichtreich
der Germanen,
die Ideenwelt der Orphiker und Platoniker am überhimmlischen
Ort des Lichtes mit der „Idee des Guten“ als Sonne an der Spitze,
das sind Offenbarungen, von denen man sagen muß, daß sie
s i c h i m I n n e r s t e n g l e i c h e n , wie sehr sie auch in ver-
schiedener Ausbildung und Konkretisierung zur Erscheinung kom-
men; wobei wir die Sonderstellung des Christentums vor- / läufig
beiseite lassen, aber auf das Himmelreich, das Reich Gottes, das ist