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hinzu. Diese alle werden durch Philosophie bewahrheitet und durch

die hohe Kunst aller Zeiten und Völker bewährt.

Darum ist insbesondere das religiöse Genie ohne Mystik nicht zu

denken; umgekehrt kann die Menge an die mystischen Geheimnisse

nicht herankommen, daher die vielen e x o t e r i s c h e n Formen

und Einkleidungen in der Religionsgeschichte. Da diese sehr ver-

schieden sein können, eröffnet sich uns hier eine Quelle mehr äußer-

licher, peripherischer Konkretisierungen und Verschiedenheiten der

Religionen.

B.

Die U n s t e r b l i c h k e i t i m b e s o n d e r e n

Eine besondere Bedeutung für den Beitrag der Mystik zur Kon-

kretisierung der Religion mußten wir der Unsterblichkeitsüberzeu-

gung beimessen. Denn auf ihr beruht das religiöse Verhältnis zu den

Ahnen. Wie nun alle Elemente der Mystik religiöse Urwahrheiten

begründen, so auch hier. Es gilt:

W a h r i s t d e r U n s t e r b l i c h k e i t s g l a u b e , w a h r

i s t d a h e r d a s E l e m e n t d e r T o t e n v e r e h r u n g i n

a l l e n R e l i g i o n e n .

Die Unsterblichkeitsüberzeugung fließt aus der mystischen Erfah-

rung. Aber zu ihr gesellt sich hier noch die magische Erfahrung, der

Spuk (von welchem wir aber in diesem Buch, da er umstritten ist,

allerdings absehen). Schon wer einen wahrhaft geliebten Menschen

verliert, macht die unwiderlegliche Er- / fahrung der Verbunden-

heit mit dem Toten. Daher denn auch die Ehrung der Toten uner-

läßlicher Bestandteil jeder geschichtlichen Religion ist und als solcher

gefunden wird.

Daß aber die Verbindung zu den Toten den Hauptinhalt unseres

Verhältnisses zur übersinnlichen Welt nicht ausmachen dürfe, die

zuweilen geschichtlich angetroffene, alles beherrschende Stellung der

Ahnenverehrung vielmehr einen Verlust an realem und konkretem

Verhältnis zu Gott bedeute, braucht nicht weiter auseinandergesetzt

zu werden. Übrigens gibt es keine Religion, welche ausschließlich

Ahnenverehrung wäre — zu welcher irrigen Annahme der unge-

naue Name „Ahnenreligion“, z. B. für die Chinesen, Anlaß geben

konnte. Es leuchtet ein, daß der Konfuzianismus, als eine Religion

besonders ausgebildeter Ahnenverehrung einen hohen e t h i -