276
[242]
Zum B e s c h l u s s e
Alles dieses und besonders die Bedeutung der Vorbilder bedenke man
auch im Streite der Schulen in unserer heutigen Volkswirtschaftslehre
und Gesellschaftslehre. Man denke über sie, wie man wolle, aber man
würdige die großen Führer. Dabei wird man auch das wahre Verhältnis
von Begriff und Wirklichkeit, das in den gesellschaftlichen Fächern so viel
umstritten ist, recht erkennen lernen. Bei ihrem Studium halte man sich
an
den
Grundsatz:
Es
ist
n ö t i g ,
a u ß e r
d e m
a b s t r a k t - t h e o r e t i s c h e n B e g r i f f s w e r k e s t e t s d i e
F ü l l e
d e r
T a t s a c h e n ,
d i e
u n e r s c h ö p f l i c h e
M a n n i g f a l t i g k e i t
g e g e n w ä r t i g e n
u n d
g e s c h i c h t l i c h e n L e b e n s i n s i c h a u f z u n e h m e n . Der
theoretisch veranlagte Kopf vertiefe sich daher nicht allein in die reine
Gedankenwelt, er kehre auch zum greifbar Wirklichen zurück und
schöpfe immer aufs neue daraus. Der Stoff unserer Wissenschaft ist ja
immer wieder das Leben — „und wo man’s packt, da ist es interessant“.
Umgekehrt: Der praktisch Veranlagte beruhige sich nicht bei der
unmittelbar erfahrenen Wirklichkeit, denn von dieser gilt es ja erst
aufzusteigen zum Begriff, von der Erfahrung zur Wissenschaft — und,
wenn es recht gelänge, von der Wissenschaft zur Weisheit.
Und so suche man im theoretischen wie im praktischen Studium
überall die großen Zusammenhänge auf, das Ganze, das Lebendige nach
dem Worte Meister Eckeharts:
„Besser wäre ein Lebemeister denn tausend Lesemeister.“