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Forschung ist zwar nicht eine Sache der bloßen „Gesinnungs-
tüchtigkeit“, aber eine durch und durch sittliche Angelegenheit.
H.
Die B e d e u t u n g d e r V o r b i l d e r Darum gibt es,
wie keine Kunst, so auch keine Wissenschaft ohne Vorbilder und Meister.
Wer z. B. in die Malerei eindringen will, tut am besten, einen großen
Meister zu wählen, etwa Dürer oder Michelangelo, und sich an dessen
Werken zu bilden. Dann hat er einen festen Standpunkt, von dem aus er
den Weg leicht weiter findet. Ähnlich möge es auch in unserer
Wissenschaft geschehen (daher oben die „Klassiker“ so dringend
empfohlen wurden
1
).
Außer den Meistern unserer Wissenschaft selbst studiere man die
g r o ß e n S t a a t s m ä n n e r , welche wußten, was Staat und Wirtschaft
sei: Alexander der Große, die großen Cäsaren, Karl der Große, unsere
großen, gewaltigen deutschen Kaiser, wie Otto, Kaiser Rotbart und so fort,
und unter den neueren Prinz Eugen, Friedrich der Große, Bismarck
2
. Nur
der schöpferische Geist enthüllt uns zuletzt das Geheimnis der
Wirklichkeit.
Auch die großen Wirtschaftsführer, die Fugger, Krupp, Siemens,
Rotschilde, beobachte man am Werke. Dabei lernt man sicher mehr, als
wenn man eine ganze Dissertation über die Entwicklung der
Schnupftabakausfuhr nach dem Monde schreibt.
/
Man pflege nach Möglichkeit nur mit dem jeweils Besten, das wir
noch zu erfassen vermögen, Umgang, wie immer wieder gesagt sei.
Namentlich in Ansehung der allgemeinen Geschichte studiere man nur die
großen, grundlegenden Geschichtsschreiber, denn nur sie können das
Schöpferische der Zeit verstehen. Thukydides, Ranke, Carlyle, Burckhardt
werden uns stets ungleich mehr bedeuten als das jeweils Neueste, aber
Mittelmäßige, wenn dieses auch gar sehr in der Quellenkritik und im rein
Tatsächlichen voraus wäre.
1
Siehe oben S. 251 f.
2
Einige wichtige Bücher hierfür sind Thukydides: Geschichte des
Peloponnesischen Krieges; Plutarch: Lebensbeschreibungen; Thomas Carlyle:
Friedrich der Große, verkürzte Ausgabe von Karl Linnebach, 3. Aufl., Berlin
1923; Leopold von Ranke (verschiedene Ausgaben); Karl Hampe: Deutsche
Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer, 8. Aufl., bearbeitet von
Friedrich Baethgen, Leipzig 1943; Albert Hauck: Kirchengeschichte
Deutschlands, Leipzig 1903 ff. (darin: gute Schilderung der deutschen Kaiser);
Otto von Bismarck: Gedanken und Erinnerungen, Stuttgart 1898 ff.