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Der besseren Übersicht halber stellen wir die G r u n d - u n d
U r b e g r i f f e der eckehartischen Lehre gleich hier in aller Kürze
voran. Es würde eine unnütze Wiederholung bedeuten, schon hier
eine Begründung und Ableitung zu geben. Unsere späteren Unter-
suchungen werden das Folgende zu rechtfertigen haben.
Diese ersten begrifflichen Bestimmungen Eckeharts sind:
(1)
Nach Eckehart findet die mystische Einigung nicht in allen
Bereichen der Seele, sondern in einem Seelenteile, dem „Seelen-
grunde“ oder „Fünklein“, statt.
(2)
Der höchste mystische Zustand, die mystische Einigung, wird
von Eckehart nicht bloß im allgemeinen, das ist bloß als Erfahrung
des Übersinnlichen schlechthin, sondern als „Wiedereinbildung der
Seele in Gott“ oder, soferne Gott dabei als tätig hervorgehoben
wird, als „Geburt Gottes in der Seele“ bestimmt.
(3) Wie auf dem Grunde der Seele ist Gott auch auf dem Grunde
der Natur gegenwärtig.
(4)
Die Erlangung der mystischen Einigung ist das wesensgemäße
Ziel des menschlichen Lebens; im übertragenen Sinne auch der
Natur.
Wir behaupten, diese ersten begrifflichen Bestimmungen seien die
verborgenen U r b e g r i f f e der Philosophie Meister Eckeharts, der
eigentliche Inbegriff seiner Weisheit.
Wie kommen wir nun von dem gewonnenen Ausgangspunkte
weiter, wie v e r z w e i g e n sich diese Urbegriffe durch abgeleitete
Begriffe zu jenen Zusammenhängen, welche das ganze Gebäude sei-
ner Philosophie ergeben?
Das muß sich aus dem Inhalte dieser Urbegriffe, aus ihrer näheren
Bestimmung erkennen lassen. Unsere späteren Untersuchungen wer-
den als das Wesentliche folgende Unterscheidungen der Urbegriffe,
des formellen Anfangsbegriffes und der abgeleiteten Begriffe er-
geben:
A. Die U r b e g r i f f e
sind: das Fünklein, die Gottesgeburt in der Seele, die Gegenwart
Gottes auf dem Grunde der Natur und die Erlangung der Gottes-