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„ . .. unde diu sêle in ir grunde ist si ouch unsprechlich, als er [Gott] un-
sprechlich ist.“
1
„ . .. : in dem grunde d1a ist daz mitel swîgen, hie ist alleine ruowe und ein
wonunge zuo dirre gebürte . . . Got gêt hie in die sêle mit dem sînem allem,
niht mit dem sînem teile. Got gêt hie in in die sêle in dem grunde. Nieman tuot
den grunt rüeren in der sêle denne got alleine.“
2
„Sehent, alsus als er [Gott] ein ist und einvaltic, alsô kumet er in daz ein, daz
ich da heize ein bürgelîn in der sêle, . . . Mit dem teile ist diu sêle gote gelîch und
anders niht. Daz ich iu geseit hân, daz ist wâr; des setze ich iu die wârheit ze
einem geziugen unde mîne sêle ze einem pfande.“
3
Das Fünklein ist unbewußt stets mit Gotte vereint:
„Ich hân ouch mê gesprochen, daz ein kraft in der sêle ist, diu berüeret niht
zit noch fleisch; si fliuzet ûz dem geiste unde belîbet in dem geiste und ist
zemâle geistlich. In dirre kraft ist got alzemâle grüenende unde blüende in aller
der fröide und in aller der êre, daz er in im selber ist. Da ist alsô herzenlîchiu
fröide und also unbegrîfenlîchiu grôze fröide, daz dâ nieman volle abe ge-
sprechen kan. Wan der ewige vater gebirt sînen êwigen sun in dirre kraft 1ane
underlâz, alsô daz disiu kraft mit-gebernde ist den sun des vater unde sich
selber den selben sun in der einiger kraft des vater.“
4
„Wêre der geist allezit gote vereinet in dirre kraft, der menssch enmöhte niht
alten.“
löset die wesenhafte Bestimmtheit auf in den Gottesgrund); und die ist so lauter
und so hoch und so edel in sich selbst, daß keine Kreatur dahinein kann, son-
dern einzig Gott: der wohnt darin. Ja, in tiefster Wahrheit, Gott selbst (auch)
kann nicht dahinein, soweit er W e i s e (artliche Weise) an sich hat. .. vielmehr
einzig nur mit seiner bloßen göttlichen Natur kann Gott da hinein.
1
Pf. 89, 24: und die Seele in ihrem Grunde ist ebenfalls unaussprechlich, so
wie er (Gott) unaussprechlich ist.
2
Pf. 4, 39: in dem Grunde (im Seinsgrunde der Seele) schweigt das Mittel,
hier alleine herrscht Ruhe und ist eine Feststatt dieser Geburt (der Gottesgeburt
in der Seele) .. . Gott geht hier in die Seele ein mit seiner Ganzheit, nicht mit
einem Teile. Gott geht hier ein in den Grund der Seele. Niemand berührt den
Grund in der Seele denn Gott alleine.
3
Pf. 46, 40: Seht, so wie er eins und einfaltig (ungeteilt), so kommt er in
dieses Eine, das ich ein Bürglein in der Seele nenne, ... Mit dem Teile ist
die Seele Gott gleich und sonst nicht. Was ich euch gesagt habe, das ist wahr;
dafür setze ich euch die Wahrheit zum Zeugen und meine Seele zum Pfande.
4
Pf. 44, 23 und 45, 1: Ich habe auch öfter schon gesagt, daß eine Kraft in der
Seele ist, die weder Zeit noch Fleisch berührt; sie fließt aus dem Geiste und
bleibt im Geiste und ist ganz und gar geistig. In dieser Kraft ist Gott ganz so
grünend und blühend in aller Freude und in aller Ehre, wie er in sich selbst ist.
Da ist so herzliche Freude und so unbegreiflich große Freude, daß niemand er-
schöpfend davon zu künden vermag. Denn der ewige Vater gebiert seinen ewi-
gen Sohn in dieser Kraft ohne Unterlaß so, daß diese Kraft den Sohn des Vaters
und sich selbst als denselben Sohn in der einigen Kraft des Vaters mitgebiert.. .
Wäre der Geist allzeit mit Gott in dieser Kraft vereint, der Mensch könnte nicht
altern.