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III. Gibt es ein Fünklein?

Wie kann sich nun der heutige Mensch, der von der mystischen

Gedankenwelt so weit entfernt ist, die Lehre vom Fünklein klar

oder gar zu eigen machen?

Ist es nicht reine Erdichtung, was Eckehart lehrt? Kann es wirk-

lich so etwas wie ein „Fünklein“, ein gottverwandtes Etwas in uns

geben?

Wir antworten: ja! Macht man sich nur einmal den Begriff der

Seele, den die neuzeitliche Seelenlehre beschämenderweise beiseite

läßt, ganz klar; und ferner, erkennt man ein mystisches Inne-

werden, eine übersinnliche Erfahrung an — dann kommt man not-

wendig auf den Begriff des Seelengrundes als einer Wurzel der

Seelenkräfte und eines Gottverwandten in uns!

Ein Weg zu dieser Erkenntnis dünkt uns für den neuzeitlichen

Menschen auch die hohe Kunst. Die größten Werke der Dichtkunst

und bildenden Kunst, vor allem aber der Musik, so Bachs, Händels,

Mozarts, Glucks, Beethovens, Schuberts, haben etwas an sich, was

unmittelbar, über alle sinnliche Vermittlung, bei welcher die Seelen-

kräfte im Spiele sind, berührt, unmittelbar erschüttert. Und tritt

uns nicht das Gleiche in der Formenkraft Homers, in dem über-

menschlichen Streben des Goethischen Faust entgegen? Ein Ü b e r -

s i n n l i c h e s ist es, dessen wir dabei innewerden. Daher denn

auch die Sprache sagt, in diesen Werken wohne ein „göttlicher

Funke“! Wohnt er aber im Werke, dann muß er auch in der Seele

des Urhebers des Werkes wohnen; und wenn in dessen Seele, dann

auch in der des Zuhörers, welcher das Werk in sich aufnimmt und

versteht.

Keine einzelne Sinnesempfindung, aber auch keine einzelne Seelen-

tätigkeit höherer Art, sei es das verarbeitende (diskursive) Denken,

sei es das bewußte Wollen, kann das Wesen des Übersinnlichen, das

in jenen Werken gespürt wird, in sich aufnehmen, kann desselben

erschauernd innewerden. Was das Übersinnliche sei, kann man

durch Denken ebensowenig erfahren, wie man dem Blinden durch

Umschreibungen „rot“ erklären kann — man muß es u n m i t t e l -

b a r erfassen, seiner unmittelbar innewerden! Also ist die Erfah-

rung des Übersinnlichen ein Mystikum, also muß außer den sinn-

lichen und Verstandeskräften n o c h e t w a s i n u n s e r e r