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„ein dinc ist in der sêle, von dem fliuzet bekantnüsse unde minne, daz be-

kennet selbe niht noch minnet niht alsô als die krefte der sêle. ... mêr: ez ist

selbe daz selbe, daz sîn selbes gebrûchet nach der wîse gotes.“

1

B.

Aber auch für die G o t t e s l e h r e wird der Begriff des

Seelengrundes bedeutsam. Ist er doch, wie Eckehart einschärft, der

Berührungspunkt mit Gott. Daraus müssen sich Folgerungen für

die Auffassung vom Wesen Gottes ergeben. Das möge hier nur die

folgende Äußerung verdeutlichen, die uns später noch beschäftigen

wird:

„Nû merkent mich rehte. Vernunft diu bliket în unde durbrichet alle die

winkel der gotheit unde nimet den sun in dem herzen des vater und in dem

grunde unde setzet in in iren grunt. Vernunft diu dringet în, ir genüeget niht

an güeti noch an wîsheit noch an wârheit noch an gote selber. Ja bi guoter

wârheit, ir genüeget als wênig an gote als an einem steine oder an eime boume.

Sie geruowet niemer, si brichet in den grunt, dâ güete unde wârheit ûz brichet,

unde nimet ez in p r i n c i p i o , in dem beginne, . .., ê si ûz breche, in eime

vil hoeheren grunde denne güeti und wisheit sî.“

2

Ähnliche Äußerungen, wonach im Fünklein die Gottheit entblößt

genommen werde, führten wir schon früher an.

C.

Da die Berührung Gottes im Fünklein, die Gottesgeburt in der

Seele, als der höchste Zustand und damit als der eigentliche Zweck

des Lebens erscheint, wird der Begriff des Seelengrundes auch grund-

legend für die S i t t e n l e h r e . Freilich treten dann noch andere

Begriffe, insbesondere jener der Abgeschiedenheit, hinzu. Da sich

dieser aber ohne den Begriff des Fünkleins nicht entwickeln läßt,

erweist sich dieses wieder als entscheidend.

D.

Endlich wird sich auch zeigen, daß das Verhältnis der Ge-

schöpfe zum Schöpfer, damit aber die ganze S c h ö p f u n g s -

1

Pf 282, 18 und 24: Ein Ding ist in der Seele, von dem fließt Erkenntnis

und Minne; es selbst erkennt und minnt nicht, wie’s die Kräfte der Seele tun.

.. . Es ist vielmehr selbst dasselbe, das sich selbst gebraucht nach der Weise

Gottes.

2

Pf. 144, 32: Nun hört mir gut zu! Vernunft (hier in der Bedeutung des

Fünkleins) blickt hinein und durchbricht alle Winkel der Gottheit und nimmt

den Sohn in dem Herzen des Vaters und in dem Grunde und setzet ihn in

ihren Grund. Vernunft dringt ein, ihr genügt nicht Gutheit, nicht Weisheit,

nicht Wahrheit, noch Gott selber. Ja, es ist höchste Wahrheit, daß sie an Gott

ebenso wenig Genüge findet wie an einem Stein oder an einem Baum. Sie ruht

nimmer, sie bricht ein in den Grund, wo Gutheit und Wahrheit ausbrechen, und

nimmt es (das göttliche Sein) in p r i n c i p i o , im Beginne, ... , ehe sie

ausbrechen (Gutheit und Wahrheit), nimmt es in einem viel höheren Grunde,

als (wo) Gutheit und Weisheit sind.